Vor ein paar Monaten noch, da hätte ich jeden, der mir etwas von Heimat erzählen wollte ausgelacht. Ich hätte allen Ernstes gesagt: „Heimat, das gibt es für mich nicht. Das ist eine Erfindung des Menschen.“
Und nach fünfundzwanzig Jahren fern der eigenen Heimat bin ich nun Ende letzten Jahres in meine Heimat zurückgekehrt. Und habe entdeckt, dass es doch so etwas wie Heimat gibt. Dass es doch so etwas wie einen Raum gibt, an dem wir uns Zuhause fühlen. Einen Ort, an dem wir daheim sind. Mehr wie irgendwo anders. Einen Ort, dessen Luft wir schon als Kind geatmet haben. Einen Ort, an dem wir uns in unserer Mitte fühlen. Einen Ort, an dem wir die Energie genau kennen und sie wiedererkennen, wenn wir dahin wieder zurückkehren. Einen Ort, an dem uns die Gerüche und Geräusche vertraut sind. An dem die Menschen im selben Tonfall sprechen. Einen Ort, an dem wir sein können wie wir sind. Einen Ort, an dem wir viele Strassennamen kennen. An dem wir die Umgebung kennen. Die Wiesen und Felder, die Wälder und Seen. Auch wenn er sich verändert hat, der Ort, das meiste ist noch da. Die Grundstruktur ist noch die Gleiche auch nach fünfundzwanzig Jahren.
Vielleicht sind ganz neue Viertel aus dem Boden gestampft worden, die wir uns lieber wegdenken und ignorieren, andere Gebiete platt gemacht und verunstaltet worden, wieder andere verschönert und attraktiver gestaltet, so dass man dort heute viel lieber läuft als früher. Und dann sind ein paar Projekte eines neuen Geistes entstanden: Gemeinschaftsgärten, Foodsharing-Verteiler, Umsonstecken…
Und jetzt kann ich sagen: Heimat, das hat was! Das hat was, was wir nirgends anders finden. Das ist da, wo wir als Kind gelaufen sind, als Kind gespielt haben, als Jugendliche die erste Zigarette geraucht und dem Liebsten den ersten Kuss gegeben haben. Heimat ist da, wo unser Leben begann. Und so kehren wir auf dieses Fleckchen Erde zurück, um in Dankbarkeit auf unser Leben zurückzublicken. Um die Dinge zu berühren, die wir als Kind berührt haben. Um eins zu werden und uns zu versöhnen, mit dem was war und nicht mehr ist und dem, was kommen mag.