Was ich an Frankreich so mag

Ich mag an Frankreich, dass es dort einen Begriff gibt für das, was ich gelebt habe. Dieser Begriff heißt „on fait la route“. Man macht die Straße. Das macht auf deutsch so keinen Sinn. Es heißtt, dass man von einem Ort zum anderen trampt, dass man reist, dass man keine Wohnung hat… Dass es im französischen einen Begfriff dafür gibt, bedeutet, dass es eine Lebensform ist, gesellschaftlich anerkannt, etwas, was man tut, etwas ganz normales würde ich sagen. Dass es in Deutschland alleine keinen positiven Begriff für diese Art von Leben gibt spricht Bände, denn uns fehlt einfach diese Lebensart, die so phantastisch und schön ist, dass ich sie all die Jahre beibehalten habe.

Ich mag auch, dass es einen Status gibt, den es in Deutschland nicht gibt. Das ist der Status „kostenlos beherbergt“. Ich lebte viele Jahre in diesem Status. Die Menschen luden mich ein ohne Geld von mir zu verlangen und ich gab ihnen etwas, um die Unkosten zu decken, damit ich nicht auf ihre Kosten leben müsste. Denn die Leute, die mich einluden waren in der Regel arm. Sie lebten vom Minimum, das nach drei Wochen meist aufgebraucht war, wenn nicht vorher.

Ich mag, dass man dort wenn man kein Einkommen hat, das Recht auf eine kostenlose Krankenversicherung hat. Das ist für mich das, was sein sollte. Das, was in Deutschland passiert, dass Menschen ohne Einkommen so viel zu zahlen haben an Krankenkassenbeiträgen wie ein Hartz IV-Empfänger mit 991,- Euro Einkommen, die angesetzt werden für die Berechnung des Mindestbeitrags, ist ein Unrecht, das zum Himmel schreit. Ein Unrecht, das dem deutschen Volk angetan wird, den Ärmsten der Armen. Tausenden von Menschen.  Menschen, die sich zum Teil nicht einmal wehren können, weil sie keine Wohnung haben, keine stabile Basis. Und deshalb auch keine Krankenkasse haben. Wer weniger wie tausend Euro pro Monat einnimmt, sollte eigentlich die Krankenkasse umsonst bekommen so wie es in Frankreich ist. Hier werden Leute mehr oder weniger fast schon gezwungen, Hartz IV zu beantragen, um der Krankenkassenpflicht nachzukommen, obwohl sie das vielleicht gar nicht wollen. Für mich ist es deshalb ganz schwer in diesem Land zu leben, in einem reichen Land, in dem ein dermaßen großes Unrecht an den Ärmsten begangen wird. Ich kann das nicht verstehen. Kann nicht verstehen wie das überhaupt möglich ist. Eigentlich geht das alles nicht. Es verstößt gegen die göttliche Ordnung. Ja, das muß an dieser Stelle einmal gesagt werden.

Das mag ich eben an Frankreich, dass dort eine andere Form der Fürsorge ist, eine fairere Form der Fürsorge. Ich habe das Gefühl, dass es eine weibliche Form der Fürsorge ist und hier in Deutschland eher eine männliche. Frankreich ist der Gottesmutter Maria geweiht, Deutschland dem Erzengel Michael. Und ich habe immer wieder das Gefühl, dass damit ein weiblicher Segen über unserem Nachbarland liegt, der den Deutschen leider leider fehlt.

Ich mag an Frankreich, dass man dort mit seinem Rucksack hinkommen kann wo man will und die Menschen einen fragen, was man braucht. Und wenn man nichts hat, bekommt man alles umsonst. Es ist, als würde alles vom Himmel fallen, einem alles zufallen. In Deutschland ist es anders. Da muss man selbst nach dem fragen, was man braucht. Wenn man das nicht kann, weil man vielleicht wie die Ritter der Tafelrunde gelernt hat, möglichst keine Fragen zu stellen, weil dies als unhöflich gilt, verhungert man am langen Arm.  Wie das diejenigen in diesem Land machen, die als Ritter ausgesendet werden, um den Heiligen Gral zu suchen weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, ich bin dankbar, so dankbar – auch im Nachhinein, – dass ich all die Jahre die Erfahrungen machen durfte, die ich in Frankreich machen durfte: einfach mit meinem Rucksack herumzuziehen und alles zu bekommen, was ich brauchte. Was für ein Geschenk!

 

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Was ich an Frankreich so mag“

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