Es ist ruhig geworden auf diesem Blog, weil ich mein Leben komplett umgestellt habe. Weg vom dauerhaften Reisen, hin zu einer eigenen Wohnung. Anhalten wollte ich schon lange, aber es hat ein paar Monate gedauert. Dann habe ich mir eine Wohnung in Deutschland an einem Ort genommen wo ich einige Leute kannte und habe Geld beantragt, auf das ich einmal Anrecht hatte und das ich verloren hatte, weil ich einfach lieber ohne leben wollte. Ich hatte alle Anrechte auf dieses Geld verloren, aber habe es netterweise wiederbekommen. Ich habe also meine neunjährige Zeit ausserhalb des Systems beendet. Ich habe gerne so gelebt und denke immer mal wieder, ich möchte keinen einzigen Tag, den ich so gelebt habe missen. Und doch war es an der Zeit, mein Leben zu ändern, einfach weil es auf seine Art und Weise auch anstrengend war und ich plötzlich einen Raum für mich brauchte und nicht mehr in vollgestellten Räumen anderer Menschen leben konnte.
Mein Leben hat mich dann für ein paar Monate dahin geführt wo ich vor meiner Odyssee durch Frankreich gelebt habe und es war wundervoll. Und dann hat es mich dahin geführt wo ich in Frankreich gelebt hatte. Ich wollte eigentlich nur meine Sachen holen, die ich vor fünf Jahren einmal bei einer Deutschen gelassen hatte. Es waren vor allem Bücher, die ich selber handschriftlich geschrieben hatte. Ausserdem war mein Wagen aufgetaucht, den ich vor Jahren verloren hatte. So ging ich diesen ganzen alten Dingen nach. Daneben machte ich einen Kurs bei den Pioneers of change mit Namen Be.come, um vom Grübeln ins Handeln zu kommen. Ich war bei meinem früheren Freund zu Gast und lebte wieder ein Stück weit wie früher. Auf einem kleinen Sessel schaute ich mir die Videos an, die vor allem zur Potentialentfaltung dienen sollten. Und das taten sie wirklich.
Ich merkte nach einem Monat auch hier, dass ich nicht mehr so wie früher leben konnte, dass ich einen Raum für mich brauchte und ich mietete mir eine kleine Wohnung. Die war zwar super, aber mir zu teuer, da ich ja noch eine Wohnung in Deutschland zu bezahlen hatte. So suchte ich etwas günstigeres und wurde auch fündig. Ich hatte zwei Zimmer zur Verfügung und aus einem machte ich ein Schreibzimmer. Das hatte ich noch nie geschafft bisher in meinem Leben. Das machte mich ziemlich glücklich. Endlich ein Zimmer zum Schreiben.
Es kam eines zum anderen. Ich dachte irgendwann einmal auf dem Weg mit dem Fahrrad in die Bücherei im Nachbardorf, dass ich einen Schriftsteller bräuchte, der mir hilft, um zu sehen, was ich mit meinen bisherigen Werken mache und als ich in die Bibliothek kam, fiel mir dort eine Visitenkarte mit „Ecrire“ drauf in die Hände, was so viel heisst wie schreiben. Es war ein Schriftsteller und Therapeut. Wir trafen uns und er half mir – und hilft mir immer noch – dabei, weitere Schritte zu unternehmen, um ein Buch zu veröffentlichen. Er empfahl mir einen Verein für Selfpublisher und einen Künstlerverein, in dem ich mehrere mehrstündige Gespräche hatte. Die dortige Zuständige war eine Deutsche, die schon viele Jahre in Frankreich lebte und sie wusste wovon ich redete, weil sie selbst schon herumgereist war.
Als ich ihr von meinen diversen geschriebenen Büchern erzählte, meinte sie gleich, das Buch „Vom Leben ohne Geld“ würde im Moment sicher die meisten Leute ansprechen. Sie würde es auf jeden Fall veröffentlichen. Das sagte sie, ohne es zu kennen. Vom Verein für Selfpublisher bekam ich zwei Kontakte zu deutschen Schriftstellern, die ebenfalls in der Region wohnen. Ich nahm zu ihnen Kontakt auf und telefonierte mit beiden eine zeitlang. Der eine las mein Buch und gab mir äusserst positive Rückmeldungen. Ich war begeistert. Dann traf ich auf dem Markt hier in dem 3000-Seelendorf einen Schriftsteller, der sein Buch auf dem Markt verkaufte. Er kam mit seinem Motorrad angefahren, in dessen Gepäcktaschen er seine Bücher verstaute. Als ich ihm sagte, dass ich auch schreibe, erzählte er mir sofort genau wie ich das machen müsste, um ein Buch zu veröffentlichen. Genau so und so.
Am Anfang wusste ich noch nicht so recht, aber ich setzte mich auf jeden Fall hin und überarbeitete mein Manuskript nochmal, wie man es mir empfohlen hatte. Ich cancelte nahezu alle anderen Termine und arbeitete Tag und Nacht daran. Eigentlich wollte ich es gerne auf die Frankfurter Buchmesse schaffen, aber der Probedruck kam zwei Tage zu spät und dann erfuhr ich, dass man auch erst mit einem fertigen Buch auf eine Buchmesse gehen sollte.
Es gab unzählige Herausforderungen. Immer mal wieder geriet alles ins Stocken und ich musste Schauen, was ich mir einfallen lasse, und wer mir helfen könnte, damit es weiterginge. Am schwierigsten war die Formatierung, also der Buchsatz. Ich wollte es schon bezahlen, da traf ich den Schriftsteller vom Markt im Bioladen, der mir erzählte, wer mir mit nicht so viel Geld helfen könnte damit. Also gut. Ich bekam Nachhilfestunden in Word und so ging es langsam weiter. Denn bisher war die Formatierung komplette Terra inkognito für mich gewesen. Bis ich wieder ins Stocken geriet. Wieder Hilferufe lossendete.
Und jemand fand, der mir das machte! War ich glücklich. Ich erzähle Euch das alles, weil ich Euch ankündigen möchte, dass das Buch von dem Jahr, in dem ich ohne Geld lebte dann bald als Taschenbuch erstmal bei Amazon erhältlich sein wird mit dem Titel „Vom Leben ohne Geld: Der Vagabundenblog“. Damit Ihr Euch jetzt schon mit mir darauf freuen könnt. Natürlich werde ich Euch, wenn es soweit ist, bescheid geben.
Seit vier Wochen hat sich mein Leben dann noch einmal komplett geändert. Ich hatte schon im Sommer eine 94-jährige englische Dame gefragt, ob sie ein Zimmer zu vermieten hat. Zuerst sagte sie „ocasionally“. Sie hat so eine Art spirituelles Zentrum. Sie zeigte mir ein Zimmer, das wunderschön war und dessen Fenster zum Fluss hinausging. Ich wollte es schon nehmen, aber das Problem war, dass sie nicht wollte, dass ich die Küche nach neun Uhr abends benutze, weil sie direkt neben der Küche schläft. Seit meiner Zeit in Brasilien habe ich mir jedoch angewöhnt, spät abends zu essen, vor allem im Sommer, da ich in der Regel die letzten zwei Stunden bis es dunkel ist spazieren gehe. Das mache ich schon viele Jahre so. Deshalb suchte ich mir etwas anderes.
Als es dann jedoch Probleme gab da wo ich war und ich mir wieder etwas neues suchen wollte, traf ich sie auf einer Bank in der Sonne sitzend. Sie fragte: „Wenn du mir hilfst, zwei Betten zu machen, dann habe ich ein Zimmer für Dich.“
„Ja klar helfe ich dir, die Betten zu machen“, erwiderte ich und ab da hatte ich ein neues Zimmer. Und das erstaunlichste und phantastischste daran war: ich fühlte sofort einen ganz grossen Frieden wie ich ihn so noch an keinem Ort erfahren habe. Und es passierte ganz oft in diesem Monat, dass wir beide genau in demselben Moment gerade miteinander reden wollten oder dass sie gerade da war, wenn ich sie brauchte oder oder. C. G. Jung nannte das ja Synchronizitäten. Die Grösste war dann letzte Woche als in einem Interview jemand sagte: „Friede heisst auf indonesisch ‚Finde deinen Platz und handle danach'“. Und genau so kommt es mir vor. Ich habe einen Platz gefunden, wo man dankbar ist, dass ich da bin und dass ich mich mit offenem Herzen einbringe wie ich es gerne tue. Und das tut einfach unglaublich gut. Sie sagte zu mir: „In diesem Haus ändern sich die Menschen – sie ändern sich jeden Tag.“
Ich sage mal, sie ändern sich, weil sie sich angenommen, wertgeschätzt und geachtet fühlen. Ist das nicht wundervoll? So kann ich nur allen Menschen wünschen, ihren Platz zu finden. Denn wie ich hier auch hörte: „Wenn wir an unserem Platz sind, dann nehmen auch die anderen ihren Platz ein.“ In diesem Sinne habe ich den Eindruck, eine jahrelange Odyssee hat ein Ende gefunden.
P. S. Mein Buch ist nun Mitte März 2020 herausgekommen und Ihr könnt es bei Amazon kaufen!