Entzückt über das Leben

Träume werden wahr

Ich möchte unbedingt mal wieder schreiben, denn was gerade passiert ist für mich unglaublich. Die letzten vier Wochen haben sich drei meiner Träume verwirklicht. Nein, sogar vier.

Der älteste Traum hat sich gestern verwirklicht. Es war, beim Karneval in einer Samba-Gruppe mitzuspielen. Dieser Wunsch ist mehr als zwanzig Jahre alt. Er entstand, als ich in Brasilien lebte und das war in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Also ungefähr Mitte der neunziger Jahre entstand dieser Traum.

Ich war damals mal für drei Monate in einen Percussionkurs gegangen irgendwo ziemlich weit ausserhalb in der Metropole Sao Paulo, die damals mit ihrem Einzugsgebiet der sogenannten ABC-Städte im Umkreis 16 Millionen Menschen umfasste. Ich weiss auch nicht mehr wie ich dahin gekommen bin. Ich weiss nur noch, dass wir lernten, alle Percussioninstrumente einmal zu spielen und ich weiss auch, dass dort eine Frau war, die Michelle hiess.

Von dieser Frau, die ich irgendwie sehr mochte und die etwas jünger war wie ich, habe ich den Namen für die Protagonistin dieses Blogs übernommen. Ich fand den Namen so schön.

Da möchte ich Euch in diesem Zusammenhang noch ein Highlight erzählen, denn damals hatte ich ein grosses Buchillustrationsprojekt am Laufen und mir fehlten noch 5000 Dollar, um die aus Deutschland nach Brasilien eingeladen Gäste und die Ausstellung an Originalillustrationen in Laserkopie zu bezahlen. Wir hatten damals bei verschiedenen Firmen nach Sponsoring gefragt, aber keine wollte uns bezuschussen. Das war so, dass die Firmen Gelder für grosse Projekte hatten, aber diese schon im voraus für das nächste Jahr einplanten. Und die Töpfe für die Projektgelder im laufenden Jahr waren nicht so gross und da wir sozusagen zu spät dran waren mit unserer gewünschten Bezuschussung bekamen wir überall nur Absagen.

Ich hätte das Geld aus meiner eigenen Tasche zahlen müssen, denn mein werter Arbeitgeber war nicht bereit, das zu zahlen. Er zahlte für einiges, aber nicht für alles, was wir uns im Team (wir arbeiteten damals mit der zentralen Kinder- und Jugendbibliothek der Stadt) ausgedacht hatten.

Ja, und dann hatte mich diese Michelle, die mit mir in der Percussiongruppe war zum Wochenende in ihr Strandhaus eingeladen und da war auch ihr Vater. Ihr Vater arbeitete im Vorstand einer der grössten Firmen der deutschen Automobilindustrie, die sich in Sao Paulo angesiedelt hatten. Ihm schob ich mein Projekt an diesem Wochenende am Strand unter.

Und Ihr werdet es nicht glauben, aber danach hatte ich die 5000 Dollar! Ich war natürlich überglücklich, denn sonst hätte ich sehr viel Lehrgeld dafür bezahlen müssen. Und das war wirklich ganz zum Schluss und kurz vor dem Stattfinden der Runden Tische zum Thema Bilderbuchillustration, zu denen wir eingeladen hatten.

Ja, also damals hatte ich den Traum mal an Karneval in einer Sambagruppe zu spielen. Aber ich war noch weit weg davon und dann lernte ich einen neuen Freund kennen und hörte sogar damit auf weiter Percussionunterricht zu nehmen.

Und dann war ich hier in der Stadt, in der ich mich vor zwei Jahren angesiedelt hatte und ging auf ein internationales Sommerfest, das eigentlich primär für Studenten gedacht war – im hiesigen Botanischen Garten. Und da fiel mir gleich ein Mann mit einem T-Shirt in den Farben der brasilianischen Flagge auf und später eine Gruppe von Menschen, die bedeutend älter als der Rest der Anwesenden war. Sie sahen irgendwie bunt aus und zogen mich an.

Ich fasste dann all meinen Mut zusammen und sprach sie einfach an. Ich fragte sie, was für eine Gruppe sie sind und sie sagten mir „Wir sind eine Samba-Gruppe“. Sie erzählten mir wo sie proben und luden mich ein, dazu zu kommen. Es war noch dazu gar nicht weit von mir entfernt. Ich konnte zu Fuss hinlaufen und war glücklich, dazu eingeladen worden zu sein.

So ging ich also zu den Proben und wurde herzlich aufgenommen. Man erzählte mir schon beim dritten Mal wie das Aufnahmeprozedere in die Gruppe wäre. Man oder frau müsse in der Abschlussrunde sagen „Ich möchte in die Gruppe aufgenommen werden“ und dann ginge man raus und die anderen würden gemeinsam beraten, ob sie einen in die Gruppe aufnehmen wollten.

Ich schob das so lange wie möglich hinaus, aber irgendwann vor einem Auftritt war es soweit. Da sagten sie mir, ohne in die Gruppe aufgenommen worden zu sein dürfe ich nicht mit auftreten.

Dann kam der spannende Moment. Ich sprang kurz ins kalte Wasser und bat um Aufnahme in die Gruppe.

Es ging gut aus. Ich wartete draussen gefühlt ziemlich lange und bekam dann grünes Licht für die Aufnahme und war plötzlich nicht mehr Gast, sondern ordentliches Mitglied der Gruppe.

Wir probten einmal die Woche und ich hatte zwei Auftritte – bis gestern. Ich war ja letztes Jahr zehn Monate gar nicht an meinem Wohnort, sondern ganz woanders, darunter ein halbes Jahr in Frankreich.

Und das Phantastische war, dass ich auch danach, nach dieser langen Zeit einfach wieder kommen und mitspielen konnte. Das, so hörte ich gestern wäre auch nicht bei jeder Gruppe der Fall.

Ja und gestern wurde dann mein riesiger grosser Traum vom Spielen in einer Sambagruppe an Karneval wahr. Wir spielten von halb zwölf bis halb sieben an diversen Plätzen der Stadt und die Leute waren begeistert. So wie ich auch. Ich liebe einfach die südamerikanischen Trommelrhythmen und viele andere Leute tun das auch. Und sie tanzten, was das Zeug hielt während ich munter shakerte und die anderen trommelten.

Das war also der älteste Traum, der sich an diesem Wochenende verwirklichte.

Das Wochenende zuvor war ich im Ökodorf Sieben Linden. Dort gab es ein Seminar namens „Gemeinschaftskompass“, an dem ich gerne teilnehmen wollte . Und dankens- und lobenswerter Weise bekam ich einen supergrossen Rabatt dafür, weil ich einen Artikel über das Seminar für die anotherworld.site schreiben wollte. Auf diese Art und Weise war es dann sogar mir möglich, daran teilzunehmen und das Ökodorf zu besuchen. Mein Wunsch, dort mal hinzugehen war auch schon mehr als ein Jahrzehnt alt. Ich frage mich wie alt dieser Traum war. Mindestens fünfzehn Jahre alt. Ich kann mich noch erinnern, da hatte ich mal Kontakt mit ihnen aufgenommen und wollte bei einer Pferdewoche dabei sein, aber irgendwie kam es nicht dazu. Es war mir im Grunde immer zu teuer. Ich bin ja schon lange mit äusserst wenig Geld unterwegs. Aber Artikel geschrieben im Austausch gegen die Seminargebühren, das hatte ich schon damals. Ich nahm das jetzt kurzerhand wieder auf.

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Und so fuhr ich total spontan zum Ökodorf Sieben Linden, noch dazu mit meinem mir recht neu angeschafften Auto. Ich hatte ja viele Jahre lang ohne Auto gelebt, mindestens siebzehn Jahre. War viel getrampt und das war auch ok und schön so, aber plötzlich hatte ich mit meinen 54 Jahren keine Lust mehr, bei Wind und Wetter mit meinem Daumen am Strassenrand zu stehen und zu warten bis mich jemand mitnimmt. Es war mir auf einmal zu anstrengend. Noch dazu hatte ich ja im Sommer meine selbst geschriebenen Bücher in Frankreich von der deutschen Bekannten geholt, bei der ich sie einmal fünf Jahre zuvor eingelagert hatte. Und da stand ich nun mit meinen Büchern. Ich wollte, dass sie wieder dauerhaft bei mir sind, wollte sie wieder zu mir holen. Und ich fand keine gescheite Lösung ausser mir ein Auto zu kaufen. Und nachdem ich monatelang nach einem nicht zu teuren gescheiten Kastenwagen gesucht hatte, fand ich auch einen. Einen Citroën Berlingo. Ein Freund sagte: „Ein richtiges Vagabundenauto“. Und mit diesem fuhr ich dann kurzerhand zum Ökodorf Sieben Linden und kam eine Stunde nach Beginn des Seminars an.

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Das Ding war dann zwar, dass es Leute gab, die mich hätten mitnehmen können, aber wegen der Datenschutzgrundverordnung durften sie mir ja nicht die Telefonnummer dieser Personen geben und die mail, die an sie geschickt wurde mit meiner Anfrage mitzufahren erreichte sie zu spät. Da waren sie schon unterwegs. Also sieht man wieder wie unökologisch so eine Datenschutzverordnung ist.

So wurde also letzte Woche mein Traum wahr, das Ökodorf Sieben Linden zu besuchen. Ich kam im Dunkeln an und hatte zum Glück noch vor meiner Abfahrt die Willkommensmail gelesen, in der stand, dass wir eine Taschenlampe mitbringen sollten, da es nachts keine Strassenbeleuchtung gibt. Und die Handys wären am Parkplatz aus- oder auf Flugmodus umzustellen, da im Ökodorf keine Handys benutzt werden sollen. Es war nur schwierig hinzufinden, da ich keine gescheite Karte hatte (mein europäischer Strassenatlas war irgendwie verschwunden) und ich mit google maps und anderen Karten im Internet nicht so supergut zurechtkomme. Da verstand ich dann doch besser warum sich viele Leute ein GPS zulegen. Beim Rückweg war es übrigens dasselbe. Da verfuhr ich mich uch nochmal und hatte grosse Schwierigkeiten wieder auf den richtigen Weg zurückzufinden.

 

Aber das war auch das einzige Negative bei dem Ganzen, sonst war alles supertoll. Ich bekam sogar noch ein Abendessen, das mir zurückgestellt worden war. Und das Seminar war wirklich schön und sehr erfüllend. Ein ausführlicher Bericht ist in einem gesonderten Artikel auf der anotherworld.site unter dem Titel Gemeinschaftskompass zu finden.

Ja und das Wochenende davor war ein anderer Wunsch in Erfüllung gegangen: nämlich der, eine Gemeinschaft in der Nähe von Limburg an der Lahn zu besuchen. Von dieser Gemeinschaft hatte ich beim Ökodorf-Festival gehört, bei dem ich im Sommer 2018 war. Das war im Übrigen auch so eine lange gehegter Traum von mir gewesen, der sich aufgrund der hohen Teilnehmerkosten erst über zehn Jahre später verwirklichte. Und auch damals war es so, dass ich wegen des grossen finanziellen Einsatzes, den man hier leisten musste erst einmal Abstand nahm und dann erst nachher dazukam, als mir angeboten wurde, es billiger zu machen, wenn ich mithelfen würde, da noch Helfer gebraucht wurden.

So kam ich dann dort später noch dazu und lernte drei liebenswerte Menschen aus der Gemeinschaft „Ein neues WIR“ kennen.

Sie waren diejenigen, die mich bei dem ganzen Angebot an Gemeinschaften am meisten angesprochen hatten, denn sie hatten irgendetwas Besonderes. Und dann war es an jenem Wochenende auch so, dass ich mir überlegt hatte, dort eventuell hinzufahren, um es mit dem Besuch in einem Wohnprojekt wo ich am Sonntag hinwollte, zu verbinden. Ich hatte eine e-mail geschrieben, bekam aber keine Antwort. Was nicht an den anderen liegen muss, denn ich habe das Gefühl, manche e-mails gehen auf dem Weg verloren, was wahrscheinlich an den vielen Alias-Mail-Adressen liegt, die ich habe. Aber ich las dann von ihnen noch in einer Facebook-Gruppe und als ich genauer hinschaute wo sie sind, dachte ich schon aufgrund der Lage, dass es die gleiche Gemeinschaft sein könnte. Und der Clou an der Geschichte war: ich hatte noch ein wichtiges Telefongespräch am Samstagmorgen, das sich nach vorne hin verschoben hatte. So war ich also früher frei als geplant. Und so rief ich bei der Gemeinschaft an, um zu fragen, ob ich vorbeikommen dürfte und der Verantwortliche namens Micha sagte gleich: „Wir haben gerade ein Workcamp, sozusagen ein Kennenlernwochenende. Setz dich in Dein Auto und komm!“ Und das machte ich dann auch.

Ich packte meine sieben Sachen zusammen, setzte mich in mein (für mich wie gesagt immer noch neues) Auto und kam. Und es wurde ein sehr schönes Wochenende. Und ganz nebenbei ist dabei der diesmal noch nicht sehr lange, das heisst nur eineinhalb Jahre zurückliegende Traum, diese Gemeinschaft einmal zu besuchen in Erfüllung gegangen.

Und es war so nice, weil man einfach da sein konnte, einfach aufgenommen war und alles ganz easy und locker war. Wir ganz intensive und tiefgehende Gespräche am Abend noch hatten, bei denen wir uns wirklich irgendwo begegneten, denn das ist nicht oft so bei Gemeinschaften, dass man als Gast wirklichen Kontakt zu Gemeinschaftsmitgliedern bekommt. Das ist sehr sehr selten und gerade deshalb so kostbar.

Das Gegenteil hatte ich dann nämlich am nächsten Tag in dem besagten Wohnprojekt, wo alles gleich wieder so war, als wäre Sand im Getriebe. Wo alles irgendwie schwierig war und nicht wirklich floss. Das Plenum, zu dem ich kommen wollte, um mich vorzustellen, damit ich eventuell mal als Gast ins Gästezimmer kommen dürfte, fand zum Beispiel gar nicht statt und ich konnte von Glück reden, dass ich dann doch eines der Gästezimmer angeboten bekam, weil Sturmwarnung war. Mich hätte es sonst auf der Autobahn vielleicht weggeweht.

Auf jeden Fall war es der krasse Unterschied zwischen dem wo alles nice war und dem wo alles irgendwie zäh war und das stelle ich gerade auch in anderen Bereichen fest, dass es da diesen Unterschied gibt.

Und zu guter letzt ging letzte Woche, genauer gesagt am 20.2.2020 ein noch relativ junger, aber dafür grosser Wunschtraum in Erfüllung, nämlich der eines Logos für die anotherworld.site. Karen aus Basel, wo ich letztes Jahr Reklame machte für meine Website hatte mich kontaktiert und gefragt, ob sie graphisch etwas für mich machen könnte. Sie hat nämlich auch das Logo für Baselwandel gemacht. Wir hatten uns persönlich im letzten Jahr kennen gelernt, als ich vier Monate lang im Schwarzwald verbracht habe. Und dann hat sie mir ein Logo gemacht, bei dem wir uns in Zoom-Calls miteinander besprochen hatten und das kam dabei heraus:

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Logo andere Welt

Ich bin wirklich überglücklich und sehr dankbar. Sie hat mir das einfach so gemacht und natürlich würde ich gerne ein Crowdfunding machen, um ihr etwas dafür zu geben. Bei gofundme muss man eine Organisation sein, denn in die anderen Sparten (Notfälle, Bildung, Medizinisches) fällt es nicht rein, also bin ich weiter am Suchen. Sachdienliche Hinweise in dieser Richtung sind sehr willkommen ;).

Wer etwas für sie und ihren Einsatz für das Logo Spenden möchte, kann dies gerne auf anotherworld.site mit dem Betreff „für Karen“ tun. Auf jeden Fall einen grossen Dank an Karen. Das ist ein Meilenstein für die andere Welt!

Für die Welt, die wir uns wünschen…

Und wo ich gerade dabei bin: eigentlich gingen in Bezug auf diese Webseite auch noch mehr Wünsche in Erfüllung: die nach Hilfe und Unterstützung im Lektorat und beim Einrichten der Seite. Ich habe mich nur dafür geöffnet, auch mal ein wenig Geld dafür in die Hand zu nehmen und schon wurde alles leichter, kam in Fluss und Hilfe war da. Wie wunderbar!

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