Was in den letzten Monaten so passiert ist…

Es wird Zeit Bericht zu erstatten, was die letzten Monate passiert ist, die eigentlich unglaublich schnell vergangen sind. Ich war letzten Sommer dann längere Zeit am Meer, an dem Ort, an dem ich mal einen Winter mit meinem Wagen verbracht hatte und von daher noch Leute kannte, die ich erst mal besuchte.

Das eine war eine Holländerin mit ihrem Freund, die seit 35 Jahren hier wohnte. Da ihre Tochter, die sie 23 Jahre nicht gesehen hatte mit ihren zwei Söhnen im Alter von neun und dreizehn Jahren jetzt bei ihr im Wohnzimmer wohnte, weil sie ihr Gästehaus den Sommer über vermietet hatte, schlief ich im Pavillon auf der Terrasse. Das war eigentlich sehr gemütlich.

Pascale kam dann vorbei und wir lernten, als wir in eine Galerie gingen, eine total nette Künstlerin kennen, die uns einlud, bei ihr zu bleiben. So hatten wir eine wunderschöne Zeit. Ausserdem hatte ich einen Heiler ausfindig gemacht, der einen Bioladen unterhielt und der Pascale eine Reihe von Tipps geben konnte wie sie ihre Fybromyalgie in den Griff bekommen könnte. Er packte gleich ein ganzes Papier aus, auf dem auch die Ursachen der Erkrankung und mögliche Heilmethoden vorgestellt wurden. Pascale fuhr nach einer Woche wieder, da sie Sachen zu Hause zu erledigen hatte, während ich noch eine weitere Woche bei der Künstlerin weilte.

Pascale kam dann noch mal wieder für eine Woche, aber diesmal konnte uns die Künstlerin nicht beherbergen, weil ihre drei süssen Kinder zu Hause und nicht wie vorher bei ihrem Vater waren, so dass wir auf einem schönen Parkplatz im Auto nächtigten, auf dem ich auch damals mit meinem Campingbus gewesen war. Wir lernten einen Franzosen kennen, der gerade unterwegs war und uns fortan begleitete, was ganz gut war, denn es hatte diesmal seltsamerweise unüberwindliche Konflikte zwischen mir und Pascale gegeben, die durch seine Präsenz entschärft wurden. Das war für mich auch wieder so ein Zeichen, dass die Existenz doch immer wieder für einen sorgt und für das, was man braucht.

Dann kam ein englischer Freund, der früher hier auf einem Boot wohnte. Er hatte sich inzwischen ein Grundstück in Italien gekauft und dort ein Haus aus Lehm und Stroh gebaut mit Fenstern und Türen, die er irgendwo aufgelesen hatte. Er zeigte mir Bilder von dem Grundstück in den Bergen und dem total schön runden Haus.

„Das ganze Haus hat mich gerade mal tausendzweihundert Euro gekostet. Das Grundstück ist ein Olivenhain. Und der ganze Platz soll offen sein für alle möglichen Leute.“

Wenn also eine(r) meiner werten LeserInnen mal zu ihm fahren will, gebe ich gerne seine Kontaktdaten weiter…

Er war mit seiner jetzigen Freundin – ebenfalls eine Engländerin – angereist, mit der ich mich blendend verstand und lud mich ein, zu ihm nach Italien zu kommen.

„Du kannst dort auch den Winter verbringen. Ich fahre im Dezember nach England und komme im Januar hierher. Du kannst aber auch hier auf dem Boot wohnen, wenn du willst.“

Seine Freundin erzählte mir beiläufig, als er gerade unterwegs war:

„Im November kommen vier seiner Ex-Freundinnen zu Besuch.“

„Eine wahre Herausforderung. Ich glaube nicht, dass ich das aushalten würde. Da würde ich lieber die Flatter machen für die Zeit lang.“

Er war rührend, denn er besorgte mir – bevor sie wieder abfuhren – sogar einen Petroleumofen auf dem Flohmarkt, damit ich nicht frieren würde, wenn es kälter wird. Den Holzofen hatte er nämlich abmontiert, da die Besitzer des grösseren Bootes, das er benutzen durfte vorbeikommen wollten und er wusste nicht, ob sie mit dem Holzofen einverstanden wären. Sein eigenes winziges Boot lag nebenan. Mit dem war er damals aus England herübergeschippert und dann hier hängen geblieben.

So blieb ich fortan die meiste Zeit im Boot, sogar noch als der Fluss durch anhaltenden heftigen Regen um zwei Meter dreissig innerhalb einiger Stunden anschwoll und ich kaum noch ins Boot gehen konnte, weil der Steg statt waagerecht senkrecht das Boot hinabhing. Als es allerdings zum zweiten Mal aufgrund heftiger Regenfälle zu einem enormen Anstieg des Flusses kam und ich in meiner Vermessenheit noch meinte, da wäre ich ja auf dem Boot am sichersten, fiel ich bei dem Versuch aufs Boot zu gelangen, bis zu den Hüften ins Wasser und hatte meine liebe Mühe wieder aus dem Fluss herauszukommen und meinen kleinen Rucksack vor dem Wasser zu retten. Das Ding war, dass die Erde am Flussufer abgebrochen und weggeschwemmt worden war, so dass ich plötzlich statt Boden nur Wasser unter meinen Füssen hatte. Zum Glück gab es einen Baum, an dem ich mich abstützen konnte, um mich aus dem Wasser herauszuhieven, sonst hätte ich wirklich um Hilfe rufen müssen.

Und das alles, wo gerade eine Woche vorher ein Mann hundert Meter weiter auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses ertrunken war! Und das war nur einer der elf Menschen, die bei diesem Unwetter eine Woche zuvor in der Region das Leben gelassen hatten.

Ich jedenfalls fuhr dann glatschnass und vollkommen verdreckt mit dem Fahrrad zu meiner holländischen Freundin, wo ich mich erst mal duschen durfte und trockene Kleidung geliehen bekam. Essen und Schlafen durfte ich bei ihnen natürlich auch.

Dann erzählte mir mein Bootsnachbar zur Linken, ein Deutschitaliener, dass ihm seine Batterie in der letzten Woche von seinem Boot geklaut worden war und dass er bald woandershin fahren würde, um zu überwintern. Und mein Bootsnachbar zur Rechten, ein Belgier wollte in der nächsten Woche sein Boot verkaufen und nach Belgien zurückgehen, wo seine Freundin auf ihn wartete.

Unter diesen Umständen hatte ich wenig Lust dazubleiben, denn es war im Dunkeln hier in der Natur und ausserhalb der Stadt doch etwas unheimlich. Überhaupt hatte ich eigentlich die ganze Zeit schon nach Deutschland reisen wollen, wie ich das gerne tat bevor es kalt wurde, aber irgendwie klappte das dieses Jahr nicht so recht. Erst am 4. Oktober, am gleichen Tag wie vor zwei Jahren war es endlich soweit. Ich fuhr gerade zum Obst- und Gemüsestand vor, als ich einen Wagen mit Schweizer Kennzeichen dort stehen sah, von dem ich den Fahrer sogar kannte. Er war der Nachbar meiner holländischen Freundin und sie waren gerade dabei, in die Schweiz zurückzufahren. Sie nahmen mich kurzerhand mit und ich war glücklich darüber, denn auf diese Art und Weise kam ich tatsächlich mit nur zwei Autos, Ihrem und einem anderen, mit dem ich von einer Raststätte aus weitertrampte, nach Deutschland!

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