Ich möchte gerne ein weiteres meiner vor vielen Jahren geschriebenen Bücher veröffentlichen – insofern es dem Testleser*innentest standhält.
Es ist wie mein Vagabundenblog ein Reisetagebuch, aber diesmal über den ersten Jakobsweg, den ich im Jahre 2007 innerhalb von drei Monaten mit dem Fahrrad von München bis Santiago de Compostela gefahren bin.
Mit Hilfe meiner wundervollen Assistentin wurde es so überarbeitet, dass es vorzeigbar ist und falls Ihr Lust habt, es mal zu lesen, zu schauen wie Ihr es findet und mir Feedback zu geben, wie es Euch gefallen hat, schreibt mir bitte eine Mail an:
SilviaFischer@gmx.com
Dann schicke ich es Euch per Mail zu.
Übrigens: der Jakobsweg hatte es mir danach dermassen angetan, dass ich ihn noch weitere sieben Mal entweder gegangen oder mit dem Fahrrad gefahren bin, meistens für drei Wochen. Mal hier, mal da…
Und noch etwas: ich werde jetzt als Pilgerberaterin bei der Fränkischen Jakobusgesellschaft für Spezialthemen tätig sein: wie Jakobsweg ohne oder mit wenig Geld, mit Zelt, ohne Reiseführer, ohne Handy, Frau alleine, im Winter, auf alten Wegen, die man sich selber sucht…
Danke Euch ganz herzlich für Euer Interesse und Euer Mitwirken, damit ich vielleicht ein neues Buch herausgeben kann!
Einen Covergestalter oder eine Covergestalterin und jemand zum formatieren suche ich dann eventuell auch.
Ich saß dann lange am Strand und schrieb bis die Sonne unterging. „OBEY“ stand in großen Lettern auf einem T-Shirt, als ich am Morgen durch die Straßen l
ief. Dann: „THINK BIG – chaque pas conte“ – „DENKE GROSS – jeder Schritt zählt“. Als ich bei der Kirche vorbeschaute war gerade die Rede davon, dass Jesus niemanden bedrohen würde.
Auf einem kleinen Fotomarkt traf ich einen Photographen und Jakobspilger, der ausgerechnet aus dem Ort neben meiner geliebten Gemeinschaft kam.
Er erzählte mir, dass er schon als Kind zusammen mit seinem Vater zur Gemeinschaft gegangen wäre, um Brot zu kaufen. „Viele kommen dorthin, aber nur wenige bleiben. Bei uns im Ort gibt es einige Leute, die eine Zeit lang in dort waren und jetzt außerhalb wohnen. Sie sagen das nicht, aber es ist wahr, dass viele gehen. Und was machst du jetzt?“
„Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich verloren. Ich habe meine Zukunft da reinprojiziert und jetzt ist alles geplatzt.“
Da ich wirklich nicht wusste, was tun, ging ich zu der Stelle, an der ich sah, dass eine kleine Wohnung zu vermieten war und nebenan Zimmer. Die Frau im Restaurant daneben bot mir an, die Vermieterin anzurufen und fluchs hatte ich ein Zimmer mit Bad, das ich billiger bekam wie normal. Es waren noch zwei kanadische Paare da, mit denen ich mich am abend angeregt unterhielt. Und sass dann im Garten, las im GEO-Heft und schrieb.
„Activez votre force intérieur“ – „Aktiviert Eure innere Kraft“ stand auf einem Plakat. „Losermachine“ stand auf dem Pulli des Verkäufers neben mir. Genauso kam ich mir auch vor. Aber ich hatte irgendwo gelesen, dass es im Silicon Valley geradezu eine Kultur des Verlierens gab, denn nur, wer verloren hätte würde irgendwann einmal gewinnen.
Das Leben half mir wieder, um über meine Verluste hinwegzukommen. Ausserdem lief mir noch „Keep your love“ und „Envia de Ganghar“ – „Lust zu Gewinnen“ über den Weg.
Es war gerade Markt und ich sammelte ein wenig Obst und zwei Brote auf und kam mit zwei Leuten ins Gespräch. Die Frau erzählte, dass ihre Eltern politisch Verfolgte in Spanien waren und sie dann nach Frankreich gekommen sind. „Ich selbst habe beide Staatsbürgerschaften.“
Als ich von der Gemeinschaft erzählte, wurde sie total neugierig. „Ich bin katholisch erzogen und mit allem, was nach Sekten aussieht, bin ich vorsichtig.“ Der Mann ließ verlauten, dass er vor zweiundzwanzig Jahren bei ihnen gewesen ist und sie ihn rausgeschmissen hätten. Wir stellten fest, dass wir drei etwas gemeinsam hatten und das war, die Wahrheit zu sagen. „Manchmal darf man nicht die Wahrheit sagen“, meinten sie beide einhellig.
„Meine Schwester bleibt bei ihrem Mann, nur damit sie ein Dach über dem Kopf, zu Essen und Kleidung hat. Das wäre nichts für mich. Ich bin da anders. Ich habe mich von meinem Mann getrennt, aber ich habe vier wunderbare Kinder, die jetzt alle Anfang bis Mitte zwanzig sind.“
Sie fuhr mich dann noch zum billigen Kleiderladen, der jedoch an dem Tag ausnahmsweise geschlossen hatte und danach ließ ich mich zu einer günstigen Herberge bringen, wo ich eigentlich nur fragen wollte wie es wäre mit einer Übernachtung, aber erst hieß es, sie wären komplett ausgebucht und eine Minute später gab er mir doch ein guenstiges Zimmer. Er käme am nächsten Morgen zum Abrechnen.
„Es ist doch normal, dass man an seinem Leben hängt,“ las ich auf einem Video in der Bücherei, in der ich mich jedoch nicht lange aufhielt, weil sie fuer meinen Geschmack zu klein war. „Enjoy the Summer“ hieß es.
Am Abend traf ich nochmal den Mann, mit dem ich mich am Marktplatz unterhalten hatte und die Dritte im Bunde kam auch gerade mit dem Auto vorbei und hielt an. Sie wurde aber gleich von jemandem angerufen und unterhielt sich kaum noch mit uns. Und er wiederholte immer wieder das Gleiche: „Das Geld hat die Menschen verdorben.Das Geld hat die menschen verdorben. Das Geld hat die Welt zerstört. Das Geld hat die Welt zerstört.“ Er hatte recht. Wir liefen zusammen zum Hafen.
„Hier am Hafen kann man zuschauen wie die Fischer ihre Boote ausladen. Das kann man sonst nur in Spanien oder viel weiter noerdlich von hier sehen. In Spanien bekommen die Leute fürs Fischen viel mehr finanzielle Hilfe als in Frankreich.“
Wir liefen zusammen zum Ausladedock, aber es war leider gerade kein Fischerboot da.
In den Kirchen, in denen ich war, stand an den Stellen, an denen man die Kerzen aufstellt das Gebet „Herr, vergib mir meinen Stolz, meinen Egoismus und jegliche Unreinheit.“ Stolz und Egoismus, zwei wichtige Stolpersteine auf dem Weg…
In der Pilgerherberge war ein bärtiger Spanier, der ein T-Shirt mit der interessanten Aufschrift „Töte lieber die Dinge, von denen du abhängig bist bevor sie dich töten“ trug. Ich sprach ihn darauf an.
„Das ist ein Spruch von Arnold Ehret, einem deutschen Naturheiler, mit dem ich mich geheilt habe. Ich habe 42 Kilo mehr gehabt wie heute und Tabletten gegen alles genommen, den ganzen Tag nur gesessen bei der Arbeit und mich ganz schlecht ernährt. Und jetzt ernähre ich mich gesund mit viel Obst und Gemüse und nehme keine einzige Tablette mehr.“ Er zeigte mir Fotos von sich von früher und heute. Er war ein ganz anderer Mensch. Und so begeistert von der Methode von Arnold Ehret und anderen deutschen Naturheilkundlern, die vor allem ueber Fasten, Desintoxikation und eine gesunde Ernährung die Leute heilen, dass er vor Begeisterung und Enthusiasmus nur so sprühte. Ich hatte von dem 1922 verstorbenen Arnold Ehret noch nie gehört. Beim Frühstück unterhielten sich ein paar Deutsche über ganz spezielle Pilger: „Es gibt Pilger, die sehr schnell laufen, um vor sich selbst wegzurennen“.
„Gib immer das Beste von Dir und das Beste wird zu dir kommen “ war auf dem Display einer Häuserwand zu lesen. Auf einem Bus war eine Königin mit einem Totenkopf abgebildet. Hinter sich hatte sie ein Schwert, mit dem ein Herz durchbohrt war.
„Es gibt magische Könige. Und Königinnen?“war die Frage auf einer Tasche einer jungen Frau. Da die Geschäfte noch geschlossen waren, setzte ich mich in ein Café. „… to start again“. Dann kaufte ich mit dem Geld, das mir meine Mutter geschenkt hatte groß ein: einen neuen Rucksack, einen Schlafsack, eine Unterlegmatte… Doch als ich herauskam, setzte ich mich auf die Bank und dachte, lieber wäre ich bei der Gemeinschaft. Und plötzlich sah ich ein Auto von ihnen ganz langsam in der Nähe vorbei fahren, aber ich schaute weg und versteckte mich hinter meinem Hut. Dann kamen sie zurück und fuhren ganz langsam. Ich schaute nur zu und schaffte es nicht, zu reagieren. Ich war wie paraysiert. Dann war ich todtraurig darüber und wartete, aber sie kamen nicht wieder. Da wusste ich, dass ich einen weiteren riesigen Fehler gemacht habe. Statt ihnen zu winken hatte ich mich versteckt. Und das, genau nachdem ich Geld von meiner Mutter für eine neue Ausrüstung ausgegeben hatte!
Entsprechend negativ verlief der restliche Tag.
Mir kam ein Auto mit Totenköpfen entgegen, ich fand den Weg nicht und als ich in einen Laden ging, um einige meiner Papiere zu scannen, da fehlte mir richtig der Kopf, mich darum zu kümmern. Noch dazu erzählte der Betreiber des Ladens von jemandem, der wenn er anhielte, sterben müsse. Ich glaubte, das das auch auf mich zutraf. Und wo vorher ständig LOVE auf den T-Shirts stand, las ich jetzt ein MOVE. Und „go further“. So ging ich aus der Stadt heraus. Schon bald nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen hatte, hielt ein Auto neben mir an und die Leute fragten mich wo ich übernachten würde.
„Fragen sie doch bei dem Haus da unten, denn danach kommt nichts mehr“, schlugen sie vor. So tat ich das dann auch. Und siehe da, nach einiger Zeit, die der Kfzmechaniker sich mit mir unterhalten hatten, lud er mich ein, in seinem Büro zu übernachten.
Dann kam seine halb vietnamesisch-halb baskische Tochter zu mir, um mit mir Englisch zu lernen. Schließlich luden sie mich zum vietnamesischen Abendessen ein. Es gab gefüllte Teigtaschen. Sie wurden nach und nach am Tisch zubereitet und sehr lecker. Noch dazu hatte ich noch nie vietnamesisch gegessen.
Ich wachte um drei Uhr auf und konnte nicht mehr schlafen. Zum Glück schaute ich ins Internet und da stand „Hinfallen, Aufstehen, Weitermachen“, denn ich war wirklich total unglücklich über den Lauf der Dinge. „Die Hoffnung stirbt zuletzt „, hatte der Ladenbesitzer, bei dem ich Papiere einscannen wollte noch gesagt. Am Morgen hörte ich jemanden „alles wird gut“ sagen und ich hatte jetzt zum wiederholten Male festgestellt, dass genau wenn das jemand sagt, die Katastrophe nicht weit entfernt ist.
Ich lief dann durch die Hügellandschaft und entdeckte ganz zufällig einen Cromlech, an dem ich längere Zeit verweilte.
Ich lief bis zu einem grösseren Ort, aber statt weiter auf dem Jakobsweg entlangzulaufen nahm ich den Fahrradweg, der zu einem Ort mit Pilgerherberge führte.
Das wäre alles ok gewesen, hätte ich nicht den falschen Hügel erklommen. Ein paar Männer auf einer Bank fragten, wo ich hinwolle und sie empfahlen mir, einen Bus zu nehmen. Schließlich fuhr mich einer von Beiden mit dem Auto zur Pilgerherberge. Ich bekam einen Platz im Keller, da schon alle Plätze belegt waren und konnte die neue Unterlegmatte einweihen. Der Hospitaleiro war von mir total begeistert. „Du bist glücklich“. „Stimmt, aber nur weil ich bei der Gemeinschaft war, die hier oben auf dem Hügel ist.“ „Aber du bist gut angezogen.“ „Meine Mutter hat mir Geld gegeben und das T-Shirt habe ich eben für einen Euro in einem Second Hand Laden gekauft.“
„Wo ist denn ein Second Hand Laden? Ich wohne hier und habe noch nie einen gesehen.“ Ich erklärte ihm, wo der Laden war und er meinte wir müssten jetzt ins Bett.
Aus Frankreich hatte ich ein Papier von einem Verein Terre solidaire (solidarische Erde) mitgenommen, auf dem stand, wie man ein verantwortungsvoller Bürger werden kann: Zuhören, Verstehen, Hoffen, Glauben, Getrauen, Handeln, Feiern. Klingt doch ganz einfach, oder?
In der nächsten Stadt traf ich einen Chilenen. Er fragte nach Heilung. Ich gab und erzählte ihm etwas von Bruno Gröning und diverses andere wie basische Ernährung, Bewegung und Glauben an Gott, was er gar nicht so gerne hören wollte. Er zeigte mir einen Rahmen mit buntem Sand, der sich bewegte, wenn man ihn schüttelte. Er hatte ihn gefertigt, um ihn zu verkaufen. „Das habe ich vor dreißig Jahren auch schon gemacht. Ich wollte es verkaufen. Ich brauche Geld, um mir etwas zu Essen zu kaufen.“ Ich erzählte ihm von einer günstigeren Variante, um an Essen zu kommen, dem Containern. Er meinte, er wäre ein ehrlicher Mensch. Aber er hatte Tränen in den Augen, als er von seinen Kindern erzählte, die er gerne sehen würde und nicht kann, weil das Ticket, um nach Chile zu fliegen zu teuer ist.
Als ich an dem Platz ankam, wo ein eifriger Jakobspilger Wasser aufgestellt hat und auf den ich mich schon freute, da ich ihn schon kannte, hielt ich an und fragte den Pilger nach einer Karte. Er empfahl mir den Weg von Sevilla aus, die Via de la Plata, aber im Oktober. Sonst wäre es zu heiß.
Als ich zurück an die Wasserstelle ging, war dort ein Deutscher, wie an seinem T-Shirt zu erkennen war, das auf einen speziellen Lauf aufmerksam machte, den er selbst mitgemacht hatte. Wir liefen zusammen weiter und tauschten uns über alle möglichen Sachen aus. Er war Veganer, war schon viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und jetzt zum ersten Mal von zu Hause aus auf den Jakobsweg gegangen. Am 1. April war er losgezogen und nur einen kleinen Teil getrampt. Er schlief fast immer im Zelt.
Wir liefen etwa 27 km zusammen und schliefen auf einem Grundstück mit Obstbäumen neben einem Hühnerstall. Ich baute mein Lager neben seinem Zelt auf und profitierte von seinen Zeltstangen, an denen ich meinen Regenumhang zu einem Zelt umbaute. Ich schlief auch wirklich gut.
Wir hielten bei einem Wohnmobil mit Hamburger Kennzeichen an, der mit seinem frisch ausgebauten Wagen auf einem Platz stand.
Er war ein Familienmensch, der seinen Job als Operationsassistent in einem Krankenhaus drei Jahre nach seiner Ausbildung hingeschmissen hatte und jetzt erstmal nach Portugal fuhr. Wir unterhielten uns über alles mögliche. Peter erzählte aus seinem Leben als Veganer, das er seit zwei Jahren war. Zum Abschluss meinte Henning: „Ich weiß noch nicht, wie lange ich es ohne meine Familie aushalte. Für mich ist es wichtig, da zu sein, wenn mich die Leute brauchen. Entscheidend ist auch, die Leute nicht zu belehren.“
Und ich erzählte Peter fast mein gesamtes Leben innerhalb kürzester Zeit. Er war ein guter und geduldiger Zuhörer. Und er hatte mir auch eine Geschichte von einem Mann in seiner Heimatstadt zu erzählen, den er einmal kennengelernt hatte.
„Als ich ihn zum ersten Mal sah, machte er den Eindruck, als wäre er ein Penner, dabei war er durch eine Erbschaft reich geworden. Ich hatte ihm damals viel geholfen, war mit ihm überallhin gegangen, zum Notar und zum Rechtsanwalt. Ich war wie ein Sohn für ihn gewesen. Er hat sogar ein Testament gemacht, in dem ich alles erben soll, da er ja keine Kinder hat. Doch plötzlich hat er Angst bekommen wegen seinem Bruder, mit dem er irgendwie zerstritten war. Und er hatte das Gefühl, dass dieser ihn über den Tisch ziehen wollte. Deshalb nahm er sich einen Rechtsanwalt, um sein Erbe zu erhalten. Aber irgendwann tauchte er bei mir auf, weil er Angst hatte, in der teuren Eigentumswohnung seiner Mutter zu schlafen. Ich habe ihn noch ein paar Tage beherbergt, aber dann wurde es mir zu viel. Er war auf einmal verschwunden und wollte aber, dass ich mich jeden Tag bei ihm melde. Aber irgendwann habe ich ihn nicht mehr erreicht und auch nichts mehr von ihm gehört. Bei dem ganzen Zeug habe ich gemerkt wie schwierig es ist, in manchen Fällen an sein Erbe ranzukommen. Ohne Rechtsanwalt ist das kaum möglich.“
Wir wollten dann nach etwa 25 km auf einem Berg schlafen, wo es eine Überdachung an einer Hermitage gab, die mir Schutz hätte geben können im Falle, dass es regnet. Es kam aber alles anders. Erst kam ein Mann mit einem Hund vorbei, der zu schauen schien, was hier so vor sich geht. Und danach kam ein Typ mit Karacho mit einem schwarzen Wagen angeschossen und hielt unweit von mir an. Mir war sofort Angst und Bange. Dann drehte er nochmal ganz aggressiv eine Runde auf dem Platz, auf dem ich auf einer Bank saß. Schließlich stieg er aus und machte Photos von seinem Auto bevor er sich hinstellte und eine Zigarette rauchte. Ich hatte die ganze Zeit dermassen Angst, dass ich zum Zelt ging und meinen Mitpilger bat, umzuziehen, obwohl er schon „im Bett“ lag. Er packte alles zusammen und wir liefen kurz vor Einbruch der Dunkelheit weiter. Zum Glück war nur ein Stück weiter eine Herberge und wir durften auf dem Grundstück gegenüber Zelten.
„Das war die Polizei in Zivil“, klärte uns die Frau in der Herberge auf. „In Spanien ist wild campen verboten. Die machen Fotos, um Strafzettel zu verteilen. Aber bei mir seid Ihr beschützt.“
Wir waren glücklich, diese Möglichkeit gefunden zu haben und ich fühlte mich wirklich beschützt. Ich baute mir wieder ein Zelt hinter seinem, indem ich von seiner Zeltstange profitierte. Diesmal wurde es schon besser als beim ersten Mal und ich schlief auch super.
Wir wanderten am naechsten Tag wieder die meiste Zeit zusammen, aber auch mal alleine für eine zeitlang. In einem Ort setzten wir uns in ein Café. Ein Mann auf der Straße zeigte uns die Herberge auf Spendenbasis und einen Supermarkt, wo wir uns eindeckten. Als wir weitergingen, merkte ich, dass es für mich nicht stimmte, weiterzulaufen. Es fing auch leicht an, zu regnen. Er wollte noch acht Kilometer weitergehen bis zu einem Kloster. So verabschiedete ich mich und ging in die Herberge.
Ich wachte auf mit dem Gedanken, mit deutschen Männern deshalb oft Schwierigkeiten zu haben, weil sie einen einfach übergehen. Einen nicht fragen, ob etwas ok für einen ist. Weil sie sich oftmals nicht in einen einfühlen, sprich nicht einfühlsam sind. Weil sie einen dazu zwingen wollen, etwas zu tun, was man nicht will. Was zwar auch bei Menschen in anderen Ländern passieren kann, aber doch weitaus seltener der Fall ist. Ich merkte umgekehrt also, wie wichtig es ist, andere Menschen zu fragen, ob etwas ok für sie ist – anstatt sie zu übergehen.