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Change, aber was ?

„Mit Abwarten und Teetrinken lassen sich keine Krisenherde löschen“ steht so oder so ähnlich gerade an manchen Bushaltestellen in der Stadt, in der ich mich gerade aufhalte. „Change“ steht in großen Lettern auf einem Plakat beim Blick aus dem Fenster. Ändern, verändern, was verändern und vor allem wie?

Das gleiche „change“ war auch im Dezember des Jahres 2012 an allen Ecken und Enden zu sehen. Wir glaubten an eine große globale Veränderung, wir glaubten dass jetzt – endlich – das große Friedensreich entsteht, von dem wir innerlich träumen. Das Land, in dem Liebe und Harmonie herrscht, in dem das Lamm neben dem Löwen liegt, das goldene Zeitalter wie es uns nicht nur in der Bibel prophezeit wurde, sondern auch in den Prophezeihungen anderer Völker.

Doch 2012 war eine Enttäuschung für viele, die daran geglaubt haben, dass sich etwas schlagartig ändert. Zwar sind die Energien insgesamt anders, zwar entstehen immer mehr neue und zukunftsweisende Projekte für eine andere und bessere Welt, aber noch sind sie nur bruchstückhaft und punktuell. Noch hat kein grundlegender Bewusstseinswandel in der Bevölkerung eingesetzt. Noch läuft das alte Spiel weiter; das System ist das Gleiche bis heute. Wir werden belogen und (um unser Leben) betrogen, damit einige wenige noch mehr Zahlen auf ihrem Konto stehen haben. Dafür werden unsere Lebensgrundlagen vernichtet, alles zerstört und vergiftet, egal wo man hinschaut. Ist das noch normal? Und kaum einer macht oder sagt was dagegen, auch ich selbst schließe mich da ein. Es ist schon fast, als würde eine unsichtbare Kraft das verhindern. Und wenn man/frau was sagt, dann kommt „Wir können nicht die Welt ändern, sondern nur uns selbst“ als Botschaft. Also nichts im Außen ändern, sondern uns selbst.

Dann ziehen wir aus, uns selbst zu ändern – in die weite Welt. Und stellen Jahre später wiederum fest, dass es uns trotz starkem Willen nicht gelungen ist, uns selbst zu verändern. Wir haben alles versucht. Und sind immer noch die gleichen.

Dieser Text ist also der nächste Versuch, etwas anders zu machen wie bisher. Etwas dadurch zu verändern, indem wir es benennen, indem wir uns mitteilen, indem wir eine Brücke bauen. Ich selbst mache gerade einen Strich unter die letzten Jahre meines Lebens und schaue, was dabei herausgekommen ist. Ein phantastisches Leben voller Abenteuer. So würde ich es zusammenfassen. Die letzten Monate war ich etwa tausend Kilometer auf Jakobswegen unterwegs, fast ohne Geld, d.h. Geld nur für die Ausrüstung und fürs Fahrrad, das ich die Hälfte des Weges neben mir herschob. Das Fahrrad, ein Zelt, Decken und anderes wurde mir geschenkt. Dank sei Gott. Ohne Geld zu Leben ist für mich immer wieder das Non plus ultra, das Beste überhaupt. Es ist das höchste Glück, das ich eigentlich allen Menschen auf dieser Erde wünsche.

Es wird uns ja immer weisgemacht, Geld mache glücklich. Ich Selbst habe wiederholt das Gegenteil erlebt. Am glücklichsten bin ich, wenn ich kein Geld zum Leben brauche. Wenn ich alles, was ich brauche so erhalte. Es hat was damit zu tun, in der Gnade Gottes zu leben. Es hat etwas damit zu tun, dankbar zu sein für jedes kleine bisschen, was man erhält. Sich zu freuen. Über alles. Über Menschen, die uns einladen, gutes Essen, ein bereicherndes Gespräch. Die Liebe, die uns entgegengebracht wird, das Vertrauen. Das ist tiefe Menschlichkeit.

Es ist das Gegenteil von dem, was die von uns legitimierten Machthaber mit uns Vorhaben: das Bargeld einstellen, einen Mikrochip implementieren, mit dem nur noch gekauft und verkauft werden kann. Das wird unsere Zukunft sein – wie in der Apokalypse beschrieben. Ich Lebe so wie ich lebe eigentlich schon in der Zukunft. Um den Menschen zu zeigen, dass es auch anders geht. Ich bin der Beweis.

Und doch wird mir immer klarer, dass es zumindest heute ein schweres Leben ist. Und wegen den ganzen Einschränkungen, die es derzeit noch bei Geldempfängern gibt, halte ich das bedingungslose Grundeinkommen für die beste Lösung, gemeinsam eine zukunftsfähige Gesellschaft aufzubauen.

Neue Initiativen für eine andere Welt

Bei einer Freundin fiel mir ein Buch mit dem Titel „Ich schaffe das! Wie ich erreiche, was ich will“ in die Hände und ich schrieb mir Folgendes daraus in mein Tagebuch ab:

Glaubenssätze:

  1. Es gibt immer die Möglichkeit, die Dinge zum Besseren zu wenden, wenn ich mich wirklich ernsthaft bemühe.
  2. Es gibt im Leben keinen Misserfolg, kein Versagen. Solange ich aus Fehlern lerne, bin ich erfolgreich.
  3. Meine Vergangenheit ist nicht meine Zukunft.

Gehirntraining:

  1. Setzen Sie sich zweimal täglich für ein paar Minuten ruhig hin und denken Sie über ihr Ziel nach. malen Sie es sich in den schönsten Farben aus.
  2. Stellen Sie sich lebhaft vor, wie Sie Ihr Ziel erreichen. Spüren Sie Ihre ganze Freude…
  3. Konzentrieren Sie sich zehn Tage lang ausschließlich auf Lösungen, nicht auf Probleme.

Ich kann den Titel nicht im Internet finden und habe das auch nicht wirklich umgesetzt, aber es machte mir in dem Moment, in dem ich es las Mut, Dinge etwas anders als gewöhnlich zu sehen. Und vielleicht funktioniert es ja für jemand anderen…

Während des Praktikums war ich fast jeden Abend unterwegs, weil es so viele interessante Veranstaltungen gab. Einen Abend sah ich mir den Film „Voices of Transition“ an, den die Transition Town Bewegung der Stadt an der Uni vorführte. Der Film zeigt neue Ansätze, Landwirtschaft zu betreiben mit konstruktiven und äußerst ermutigenden Beispielen aus England, Frankreich und Kuba, wenn ich mich recht erinnere. Alles wird biologisch und gemeinschaftlich angebaut und regional abgegeben. Anschließend meldeten sich in der Runde Leute, die generell an neuen Initiativen in der Gegend mitarbeiteten und stellten sie kurz vor. Eine davon war die sogenannte Garten-Coop, von der es mittlerweile ganze drei im gesamten Einzugsgebiet gab.

Eine davon lernte ich durch einen Bekannten von früher näher kennen, den ich beim Singen wiedergetroffen hatte. Er hatte gerade eine Operation hinter sich und sein ganzer Arm war stillgelegt. Er lud mich ein, bei ihm eine Nacht zu bleiben, genau in dem Augenblick, als ich Bedarf hatte, da ich da, wo ich vorher war für ein paar Tage verschwinden musste. Dann kamen allerdings seine Kinder zu Besuch und er brauchte den Raum für sich. Ich besuchte ihn von da an jedoch ab und zu und ging mit ihm mehrmals zur Verteilstelle, an dem die Leute, die an der Garten-Coop angeschlossen waren, einmal pro Woche ihr Gemüse abholten. Es war im Keller eines alternativen Wohnhauses, dessen Tür mit einem Zahlencode zu öffnen war. Gemüse und Salat stand in verschiedenen Kisten herum. Auf einem Tisch lag eine Liste mit der Angabe wie viel von allem jedem zusteht und mittels zweier altertümlicher batteriefreier, also ökologischer Waagen wogen wir die jeweiligen Portionen ab, bevor wir die schwere Tüte mitnahmen.

Eines Tages sah ich dann ein Lastenfahrrad vollgepackt mit Gemüsekisten bis obenhin auf einem Anhänger auf der Straße vorbeifahren – ein wahrhaft lustiger Anblick. Als ich an einem Abend bei der Einführungsveranstaltung der Garten-Coop teilnahm, erfuhr ich, dass es einer von den Abonnenten war, der das Gemüse zu einer der Verteilstellen in der Stadt gebracht hatte. Das Ganze läuft unter dem Begriff ’solidarische Landwirtschaft‘ und in den letzten Jahren hat sich diese Idee sehr schnell verbreitet. Die Gärtner werden fair bezahlt, die Gesamtkosten pro Jahr ermittelt und jeder darf als Abonnent selbst entscheiden wie viel er oder sie monatlich bezahlen will. 120 Euro im Monat war in diesem Fall der Richtwert, wobei einige nur 50 Euro, andere jedoch 190 Euro zahlten. Jeder ist angehalten, eine gewisse Stundenzahl pro Monat mitzuhelfen, entweder auf dem Acker oder beim Verteilen. Einmal pro Woche wird der Verteilraum gemeinsam gereinigt und überschüssiges Gemüse sogar Nicht-Abonnenten zur Verfügung gestellt. Eine klasse Sache finde ich. Vor allem, weil es biologisch und regional ist. Infos gibt’s auf solidarische-landwirtschaft.org.

Ich erfuhr dann auch, dass es einmal im Monat in den Räumen eines Altenheimes an einem Sonntagnachmittag ein Nähcafe gab. So hob ich all meine zu flickenden Sachen auf, um sie dann im Beisein von anderen zu nähen. Als ich zum ersten Mal hinkam, waren über zehn Leute da, vor allem junge Frauen. Überall klapperten die Nähmaschinen. Die Initiatorin stellte sich mir vor.

„Herzlich Willkommen! Wir haben zwei Nähmaschinen zur Verfügung für Leute, die keine eigene Nähmaschine mitgebracht haben. Dort in der Kiste gibts Garn und andere Utensilien und an der Theke Kaffee und Kuchen gegen eine Spende. Wer will, kann einen Kuchen mitbringen.“

„Danke, ich glaube, ich nähe erstmal mit der Hand.“

Ich fand das Ganze sehr sympathisch, vor allem, weil ich sonst immer alleine nähte, wenn es was zu flicken gab. Ganze vier Sachen hatte ich mitgebracht.

„So macht das viel mehr Spaß!“

„Ja, das finde ich auch. Deshalb habe ich das auch initiiert.“

Beim Umherstreifen durch die Stadt fiel mir der Schlafplatz eines Menschen ohne Zuhause ins Auge, der nicht zu übersehen war, denn er war mitten auf einem recht belebten Platz. Ein großes buntes indisches Tuch war über seine Isomatte und seinen Schlafsack gespannt und bildete so ein nicht gerade wasserdichtes Dach. Daneben standen kunstvoll einige Möbel und andere Dinge.

„Ist das eine Installation, oder was?“ fragte ich den aus dem Schlafsack lukenden Jungen etwa Mitte zwanzig, der mir sofort unglaublich sympathisch war. Ich ging fortan öfter bei ihm vorbei, brachte ihm mal was Warmes zu Trinken, mal Kleidung, die ich gedumpstert hatte oder was zu essen mit.

„Die Polizei kommt jeden Tag vorbei, um mir zu bestätigen, dass ich bleiben darf. Zumindest für zwei Wochen. Da drüben im Park wäre es verboten. Blöd ist nur, wenn ich mal weggehe, dann wird mir meistens was geklaut. So bleibe ich die meiste Zeit hier oder gehe weg, wenn jemand aufpasst. Ich war schon in der Psychiatrie, aber was soll ich denn da? Die wissen doch selbst nicht, was sie mit uns anfangen sollen außer Medikamenten zu verabreichen. Da bin ich lieber draußen.“

Die Gespräche mit ihm haben mich dazu inspiriert, ein paar Aphorismen zu schreiben. Das kam dabei heraus:

zum Leben ohne Zuhause:

„Wer auf der Straße zuhause ist, ist überall zuhause“

oder anders ausgedrückt

„Das Leben auf der Straße hat einen entscheidenden Vorteil:

man ist überall Zuhause“

„überall und nirgendwo zuhause“

„Das Leben auf der Straße ist ein Universum für sich“

„Alles steht und fällt mit dem Respekt“

Zum Leben ohne Geld:

„Ohne Geld leben zu können ist mehr wert, als ein Sechser im Lotto“

„Das Glück ohne Geld zu Leben ist gar nicht zu beschreiben“

„Ohne Geld zu leben steht auf der Glücksskala ganz oben“

„Wir sind nicht käuflich!“

und über Reichtum:

„Was nützt dir all der Reichtum dieser Welt, wenn du ihn nicht teilen kannst? 

oder auch

„Aller Reichtum dieser Welt nützt dir nichts, wenn du ihn nicht teilen kannst“

„Sind die reichsten Menschen dieser Welt nicht die Ärmsten in ihrem Herzen?“

und insgesamt 

Ohne Liebe geht gar nichts 

Abends ging ich ja öfters Containern für Obst und Gemüse, das bei den Foodsharing-Verteilstellen rar war. Manchmal traf ich dabei andere Leute. Einmal zeigte mir jemand glatt, wie man eine verschlossene Tür recht leicht öffnen konnte, echt cool. Ein andermal waren bei einem Bioladen gleich fünfzehn Leute. Far too much for my taste. Containern ist zum Volkssport geworden. Dabei hat mir jemand beim Trampen erzählt, Containern sei in Deutschland per Gesetz verboten worden. In Frankreich hingegen hat die Nationalversammlung in diesem Jahr beschlossen, dass Supermärkte einer Größe von mehr als 400 Quadratmetern abgelaufene Lebensmittel entweder an einen Verein abgeben müssen, der diese an Bedürftige verteilt oder sie zur Verfütterung von Tieren abzugeben oder sie der Kompostierung zuzuführen hat.

Was ich noch sehr mochte an den neu entstandenen Projekten in unseren Landen waren die offenen Gemeinschaftsgärten an verschiedenen Orten in der Stadt. Da ging man in einem Park oder an einem öffentlichen Platz spazieren und kam an einem Stück mit bepflanztem Obst und Gemüse vorbei und durfte sich frei nach Schnauze was nehmen, ohne vorher mitgeholfen zu haben. Das war doch was. Ich nahm zwar nichts mit, aber die Möglichkeit war das, was zählte.

Einmal nahm ich an dem Workshop einer Trommelgruppe teil, die bei Demonstrationen für Getöse sorgen. Es waren nette und engagierte junge Leute und ich war beeindruckt, mit welcher Geschwindigkeit und Disziplin sie brasilianische und andere Rhythmen runterrasselten. Da gings echt ab. Leider war der Altersunterschied zu groß und mir das Ganze zu politisch, sonst wäre vielleicht ein Traum von vor vielen Jahren in Erfüllung gegangen, einmal in meinem Leben in einer Sambagruppe mitzuspielen…

Books for free

Eine der netten Neuerungen in der heutigen Zeit sind die Bücherregale mit kostenlos angebotenen Büchern. Manchmal sind es Schränke oder Kühlschränke, manchmal einfach nur Regale oder Kisten, die vorm Regen geschützt sind. Meist haben sie nichts oder nicht viel gekostet und sind in der Öffentlichkeit auf allgemein zugänglichen Plätzen oder Orten zu finden. Manchmal wird darauf hingewiesen, ein anderes Buch zurückzustellen, manchmal auch nicht. Ich finde es auf jeden Fall eine der zukunftsweisenden Ideen, unseren Überfluss mit anderen zu teilen und mit etwas, das wir nicht mehr brauchen, anderen eine Freude zu bereiten. Es ist dabei relativ einfach, irgendeinen Platz zu finden, um ein solches Regal einzurichten. Manche machen das im Hauseingang oder auf einem Fensterbrett im Treppenhaus; der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Hier ein paar Beispiele:

Bücherkühlschränke
Bücherkühlschränke

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Tauschen & Lesen
Tauschen & Lesen

Hier ein Beispiel aus Italien:

Bücherregal
Bücherregal

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An einer Bushaltestelle in Frankreich

Vallee de la Clairee - Frankreich
Bücherkiste Frankreich

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In einem kleinen Dorf in Frankreich

Le Sauze sur Lac

Le Sauze sur Lac

Zu Besuch in Deutschland

Schon sehr lange habe ich nicht mehr über mein Leben geschrieben, obwohl es aufregend war wie eh und je. Der Grund war hauptsächlich der Mangel an Leserinnen und Lesern, der bewirkte, dass sich der Aufwand nicht lohnte, noch dazu, weil ich ja oft auch kein Internet zur Verfügung habe und wenn, dann nur mit meinem iPad und damit kam ich bisher schreibtechnisch nicht so gut zurecht. Aber die Ereignisse der letzten Tage oder besser Wochen sind einfach so phantastisch, dass ich sie nicht unterschlagen kann.

Der Vollständigkeit halber möchte ich dann doch noch das letzte Jahr kurz Revue passieren lassen. Nachdem ich in Deutschland angekommen war und erfuhr, dass eine mir teure Freundin verstorben war, hatte mich ihre überaus nette Nachbarin eingeladen, bei ihr zu bleiben zur Kondition, dass ich Innerhalb einer halben Stunde gehe, falls ihr Freund kommt, der gerade in einer anderen Stadt arbeitete. So hatte ich also beste Bedingungen und es traf sich, dass ich ganze vier Monate bei ihr blieb. Und nur einmal kam es vor, dass ich tatsächlich innerhalb kurzer Zeit gehen musste, es war also vollkommen ok.

Ich hatte mit einem Freund meiner verstorbenen Freundin Kontakt aufgenommen und festgestellt, dass er ähnlich wie ich lebe, nur mit etwas mehr Geld. Er hatte auch schon länger keine Wohnung mehr und lebte als Konvivialist wie ich ja auch, nur dass er noch Geld bezahlte wo er blieb und ich nicht. Das heißt, ich beteilige mich bloß an den Unkosten, während er noch Miete bezahlt. Durch ihn lernte ich noch andere nette Leute kennen, allen voran eine Frau Mitte Fünfzig, die seit vier Jahren in einem kleinen französischen Campingbus lebte. Sie stand unweit der Stadt auf einem Campingplatz und ab und an fuhr ich mit einem geliehenen Fahrrad zu ihr. Sie war auch schon zu Gast in der Gemeinschaft, in der ich einige Zeit verbracht und vergeblich versucht hatte Teil zu werden und so hatten wir ständig Gesprächsstoff. Sie tröstete mich darüber hinweg, dass es mir mal wieder nicht gelungen war, mein Leben zu ändern und auf einen anderen Zug aufzuspringen. Sie selbst hatte sich vor vielen Jahren dagegen entschieden, Teil der Gemeinschaft zu werden und fand das auch ganz gut so.

Ich habe dann drei Monate ein Praktikum bei einem Freien Radiosender gemacht und wie es dazu kam, ist auch wieder so eine Geschichte. Ich hatte nämlich eines Abends beim Containern lauter Flachmänner gefunden. Ich glaube, so heißen die kleinen Fläschchen mit hochprozentigem Alkohol. Da ich ja selbst sowas nicht konsumiere, wollte ich sie an gerne an den Mann bringen. Es war schon dunkel, da sah ich an einer Straßenecke einen Typen auf einem Sofa sitzen mit lauter Möbeln um ihn herum.

„Ich besetze hier die Straßenecke, denn ich möchte gerne in diesem Haus hier wohnen.“ Ich bot ihm einen Flachmänner an, den er in Sekundenschnelle ausgetrunken hatte. Es gesellte sich dann noch ein weiterer Mann zu uns, der etwas gemäßigter war in seinen Ansichten wie der Strassenbesetzer und mit dem man wenigstens noch halbwegs vernünftig reden konnte. Auch er freute sich über was Trinkbares. Und just bei diesem Meeting erzählte der Strassenbesetzer vom Radio, wo er ab und an mal Sendung machen würde. Ich ließ mir erklären wo das Radio ist und ging an einem der darauf folgenden Tage mal hin, rein aus Interesse. Und da hing ein Zettel an der Tür, dass es bald wieder ein Praktikum gäbe für drei Monate. Und falls Interesse bestehe,  gäbe es ein Vortreffen an dem und dem Tag. Das erste Infotrefften war schon vorbei, aber vom zweiten und letzten notierte ich mir Uhrzeit und Datum. Und just kurz vorher fiel mir der Zettel in die Hand und ich ging hin, um Genaueres zu erfahren. Am Anfang waren wir nur zu zweit, aber dann stießen noch zwei weitere Praktikanten dazu, so dass wir bald zu viert waren. Ich nahm also am Praktikum Teil, obwohl es sich immer so anfühlte, als wäre ich dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Vor allem gelang mir auch, es durchzuziehen. Das war schon ein wahres Wunder, denn seit Jahren hatte ich nichts mehr dergleichen gemacht.

Wir bekamen eine Fortbildung nach der anderen und durften dann gleich eine einstündige Sendung zusammen machen. Das war am Anfang ganz schön schwer. Vor der ersten Sendung saß ich bis vier Uhr nachts im Studio, denn nachdem man uns jeden Schritt einmal gezeigt hatte, durften wir schon alles selber machen; es war wie ins kalte Wasser geschmissen zu werden.  Aber es wurde wöchentlich besser. Wir durften kleine Beiträge machen von Dingen, die uns selbst interessieren, also Vorschläge einbringen und dann umsetzen, natürlich alles im Rahmen der Vorgaben.

Dadurch dass ich so lange in Deutschland war, lernte ich auch viele neue Initiativen kennen, die sich in der letzten Zeit gebildet hatten. Ziemlich bald hatte mit jemand ein besetztes Haus gezeigt, in dem es nicht nur einen Umsonstläden gab, sondern auch einen Verteiler von Foodsharing. Ich lernte später noch weitere Verteilstellen kennen, aber der am besetzten Haus war mir der liebste. Er war zentral gelegen und es kamen fast jeden Abend drei Mal Leute mit den Restbeständen von verschiedenen Bäckereien vorbei, um belegte Brötchen und Brot vorbeizubringen. So gab es bestimmte Zeiten, an denen man nicht nur schnell noch etwas leckeres Essbares bekam, sondern auch noch ein paar Leute traf. Mit einem der Leute, die regelmäßig kamen, freundete ich mich langsam an, denn wir hatten den selben Nachhauseweg und liefen öfters gemeinsam zurück. Er war schon gut über sechzig. Einmal nahm ich ihn mit zum Dumpstern beim Supermarkt bei ihm um die Ecke. Das war für ihn neu und eine Entdeckung. Er war schlichtweg begeistert.

An Weihnachten hatten wir zwei Wochen Sendepause und ich fuhr Freunde besuchen. Es hatte sich eine günstige Mitfahrgelegenheit ergeben. Als ich ankam war gerade ein Fest im Umsonstladen, wo ich gleich ein paar Leute traf, die ich kannte. Die Wiedersehensfreude war groß. Ich blieb sogar noch eine Woche länger, weil es so schön war und die Freundin, bei der ich weilte ihren Geburtstag später feierte. Grund genug, zu bleiben. Zumal es einen neuen Raum in der Stadt gab, den ein frisch verliebtes Pärchen kreiert hatte, von dem ich mit den männlichen Teil vom Umsonstladen her kannte. Sie hatten einen Verein gegründet  und einen Raum gemietet, in dem man einfach sein konnte und sich einbringen konnte wie man wollte. Die Leute brachten etwas zu Essen mit, um gemeinsam zu kochen, machten Musik oder was ihnen sonst so einfiel, wenn es nicht ein konkretes Programm gab. Einmal gab es eine Dichterlesung und ich las aus meinem Buch „Vom Leben ohne Geld: Der Vagabundenblog“ vor. Es machte sehr viel Spaß und die Leute lachten.

Ausprobiert: Waschen mit Efeu von smarticular.net

Habe vor geraumer Zeit eine supertolle fuer mich neue Website entdeckt: smarticular.net.

Auf ihr finden sich unendlich viele grossartige Ideen und Hinweise, Rezepte und Tips wie man ganz einfach wunderbar zukunftsfaehig und vor allem mit weniger Geld leben kann. Ich kam auf die Seite durch den Link auf Deos zum Selbermachen, fand dann jedoch noch viel Interessantere Dinge, da ich die letzten Jahre eigentlich ganz gut ohne Deo ausgekommen bin.

Ausprobiert habe ich jetzt – nachdem ich schon vor längerer Zeit davon gehört habe, – mit Efeu Wäsche zu waschen und es auch als Spülmittel zu benutzen. Das Rezept habe ich in der vereinfachten Form von smarticular übernommen, also nur die Blätter etwas zerkleinert und sie in ein Taschentuch verknotet in die Wäschetrommel getan. Beim Spüli nahm ich Wasser dazu und setzte die etwas zerkleinerten Blätter darin an. Beides ist gut geeignet. Für die weiße Wäsche vielleicht nicht ausschließlich. Da wird man/frau ab und an ein Sauerstoffbleichmittel hinzufügen dürfen damit die Wäsche dauerhaft weiß bleibt wie beim biologischen Waschmittel auch.

Auf jeden Fall gibt es Ideen in Huelle und Fuelle wie wir Dinge aus unserem Alltag einfach anders nutzen koennen, sei es dass wir Dinge essen, die wir nie als essbar empfanden ( frische Ahornblaetter im April als Salat ) oder sie zu Kosmetika, Hygieneprodukten oder Reinigungsmitteln verarbeiten. Oder wir lernen Sachen, die wir gewohnt sind wegzuwerfen fuer andere Zwecke wiederzuverwerten (Avokadokerne zermahlen und dem Muesli hinzufuegen oder eine Haarkur daraus machen); fuer jede/n ist was dabei, das sein oder ihr Herz erfreut. Sogar ein Rezept meines geliebten Kirschenmichels zur Verwendung von trockenem Brot ist neben vielen anderen Rezepten zur Trockenbrotverwertung dabei :). Und auch natuerliche Mittel gegen Wespen, Fliegen und Steckmuecken sind zu finden wie die Idee mit dem rauchenden Kaffeesatz, um die Wespen zu vertreiben…

Frau/man kann auch selber mitschreiben, scheint nicht weiter kompliziert zu sein; also auf in ein Neues Zeitalter!

Weniger erfreuliche Überraschung

Wie gesagt, bin ich mit nur zwei Wagen nach Deutschland gekommen und ließ mich in einer Stadt absetzen, in der ich traditionell eine Freundin entweder als erstes auf meiner Reise nach Deutschland oder als letztes besucht hatte. Bis ich bei ihr ankam, war es schon halb zwölf und da sie auf mein einmaliges Klingeln nicht öffnete, fuhr ich zurück zum Bahnhof. Dort sprach mich ein junger sympathischer Typ an:

„Kann ich Dir helfen?“

„Vielleicht, ich suche einen Schlafplatz. Ich bin gerade angekommen.“

„Ich kenne einen Platz, da kann man immer irgendwo schlafen, wenn du Platte machen willst. Komm, ich fahre mit Dir dort hin. Mit der Nachtlinie. Ich zahle Dir das Ticket. Ich habe da auch schon ab und an geschlafen, wenn ich hier in der Stadt war. Ich wohne nämlich in einem kleinen Dorf außerhalb und heute soll es dort in der Nähe auch einen Schlafplatz für mich geben bei einem Kumpel.“

Wir setzten uns in die letzte Reihe des Nachtbusses. Ich erzählte ihm, wie ich lebe.

„Du erinnerst mich an meine Mutter. Die war auch so drauf wie Du. Sie hat sich am Ende noch trampend bis Frankreich durchgeschlagen. In Südfrankreich ist sie in einen Fluss gegangen, um sich zu waschen  – und dabei ertrunken… Sie war zweiundvierzig Jahre alt. Ich wurde von ihr weggenommen, da war ich acht Jahre alt. Ich kam in eine erzkatholische Pflegefamilie mit fünf Kindern. Aber das war o.k. Ich wohne auch jetzt wieder bei ihnen und mache eine Ausbildung. Da sind geordnete Verhältnisse.“

Ich dachte mir schon, dass er mit mir in genau jenes Viertel fahren würde, in dem ich auch schon im Gästewagen einer Wagenburg übernachtet hatte und so war es dann auch. Er führte mich erstmal in einen der Keller.

„Hier habe ich auch schon geschlafen, da sagt keiner was.“

Es ging jedoch schon nach kürzester Zeit eine der Türen direkt neben uns auf und der Anwohner meinte:

„Eine Nacht ist o.k., aber nicht länger. Wir hatten nämlich schon Mal einen Fall von einem, der im Keller geschlafen hat und am Morgen war er tot. Da haben wir keine Lust drauf.“

Wir gingen uns dann weiter umschauen, mein Begleiter zeigte mir weitere Toiletten und Duschen, die ich noch nicht kannte. Draussen trafen wir einen ganzen Pulk Männer, die zu Bier und Wein um ein Feuer herumsaßen. Wir setzten uns dazu und ich kam mit dem Typ ins Gespräch, den wir gerade im Keller getroffen hatten. Er war auch schon diverse Male auf dem Jakobsweg gewesen, also ein erfahrener Jakobspilger.

„Dieses Jahr bin ich die Strecke von Görlitz aus gegangen. Das ist an der Grenze zu Polen. Echt ein schöner Weg. Den kann ich dir empfehlen.“

Trotz der Sympathien aufgrund des Jakobspilgerns lud er mich nicht etwa in seinen Keller oder sonstwo hin zum Übernachten ein. Im Gegenteil. Er klärte mich auf:

„Die Gästewagen, die früher zur Verfügung standen, sind jetzt allesamt belegt durch die Leute von der Wagenburg, die sie im Frühjahr geräumt haben. Alle ihre Wägen wurden beschlagnahmt und um sie wiederzuhaben, müssen die Leute eine teure Auslöse zahlen. Es war so, dass ihnen ein Platz von der Stadt angeboten wurde, aber er war für sie zu klein und so haben sie ihn abgelehnt. Sie wollten alle zusammenbleiben. Früher, da haben sie mal hier im Viertel gestanden. Da wo jetzt ein Hotel hingebaut wurde. Also, wenn du hier übernachten willst, dann ist ein Keller die beste Option.“

Irgendwie war es mir unangenehm, alleine als Frau nur unter Männern und das noch mitten in der Nacht. So machte ich irgendwann klammheimlich die Flatter, sogar ohne mich von dem netten Begleiter zu verabschieden, der mich hergebracht hatte und der von seinem Wesen her auch gut mein eigener Sohn hätte sein können. Obwohl ich das heimliche Gehen doch bereut hatte. Es war einfach nicht nett von mir, nachdem er so lieb war, mich hierher zu führen. Die Geschichte seiner Mutter hatt mich zu Tränen gerührt.

Eigentlich wollte er am nächsten Tag in der Küche der Wagenburgler vorbeischauen, aber ich habe ihn leider nicht mehr getroffen. Dafür war gerade eine Frau auf der Durchreise in den Süden da. Ich gab ihr gleich eine ganze Reihe von Tips, was sie in Frankreich besuchen könnte. Hippieland natürlich. Und ich traf auch Leute von früher, die mich damals eingeladen hatten, im Gästewagen zu übernachten.

„Es sind nur noch zwei von damals übriggeblieben, die hier in LKWs leben. Die anderen sind alle weg. Aber dafür sind jetzt die Leute von der Wagenburg da, die sie geräumt haben. So ist es eng hier geworden“, erläuterte mir eine Frau, die sich noch an mich erinnerte. Die nette burschikose Frau, die mich das letzte Mal zum Essen eingeladen hatte, als ich damals mir nichts, dir nichts vorbeilief, war weg. Nur der ebenfalls äußerst freundliche Schrauber in seinem uralten Feuerwehrwagen war auch noch da. Er gab mir überhaupt den Tip, doch hier im Keller vor der Kinderkrippe zu schlafen.

„Da hat eine Frau den ganzen letzten Winter übernachtet. Die war ganz unauffällig. Am Abend kam sie und am Morgen war sie wieder weg. Die Kinderkrippe ist ja nur drei Mal die Woche geöffnet.“

Ich schaute mir die Sache an und es war echt schön eingerichtet und sauber – mit Teppichen, Bänken und einer Matratze, die zur allgemeinen Benutzung zur Verfügung stand. Wunderbar. Ich richtete mich dort für die Nacht ein, konnte jedoch aufgrund eines fehlenden Fensters nicht wirklich schlafen. Ohne Kontakt zur Außenwelt war mir das Schlafen schon immer schwer gefallen.

Am nächsten Tag fuhr ich dann zu meiner letzten in dieser Stadt übrig gebliebenen Freundin. Ich klingelte und lief die Treppe hinauf. Ein junger Mann schaute mir vor ihrer Tür entgegen. Ich dachte schon, er sei ein Haussitter, aber weit gefehlt.

„Ich bin der Nachbar. Ich habe das Klingeln gehört. Ihre Bekannte ist vor sechs Wochen gestorben.“

Ich war fassungslos. Ich fragte, ob ich mich bei ihm setzen dürfte und er lud mich zu einem Tee und Spaghetti ein. Er kannte meine Freundin nicht viel, gab mir aber bedeutsame weiterführende Informationen.

„Die Nachbarin gegenüber hat sich sehr um sie gekümmert. Ihr zu Essen gebracht, als sie sich nicht mehr versorgen konnte. Und es gab noch eine andere Nachbarin in der Nähe, die sich ebenfalls viel um sie gesorgt hat.“

„Normal habe ich bei ihr übernachtet, wenn ich hier war.“

„Sie können zur Not hier übernachten, aber ich habe eine Freundin, die noch arbeitet und später zurückkommt. Ich weiss nicht, ob ihr das so recht ist. Aber fragen Sie mal die Nachbarin gegenüber, wenn sie noch zu ihr gehen. Ich weiss, dass sie auch schon andere Leute beherbergt hat.“

So ging ich und klingelte bei der Nachbarin gegenüber. Sie war da und lud mich zu sich ein. Nicht nur für einen Tee, nein, ich durfte gleich ganz dableiben.

„Ich habe hier das Zimmer von meinem Sohn, der ausgezogen ist. Das habe ich ab und an vermietet, aber im Moment nicht. Ich habe nämlich einen afrikanischen Freund, der auswärts arbeitet und er kommt nicht, wenn jemand da ist. So können Sie gerne hierbleiben unter der Bedingung, dass wenn er anruft und sagt, dass er kommt, Sie dann innerhalb einer halben Stunde gehen.“

„Das ist o.k. für mich.“

In der Tat war ich glücklich. Sowieso hatte ich das dringende Bedürfnis, mit Menschen zu sprechen, die mit meiner Freundin die letzte Zeit vor ihrem Tod noch Kontakt hatten.

„Ich habe sie jetzt zwei Jahre nicht mehr gesehen, weil ich das letzte Mal, als ich in Deutschland war, nicht hier Station gemacht habe. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich bestimmt früher gekommen.“

„Ja, wenn mehr Leute dagewesen wären, um ihr zu helfen, das wäre gut gewesen. Aber auf der anderen Seite sah sie am Ende schon schlimm aus. Sogar ich habe es manchmal nicht mehr ausgehalten und habe jemand anderen gebeten, ihr das Essen zu bringen, das ich gemacht hatte. Ich weiss nicht, was sie hatte. Sie hat darüber nie gesprochen. Ich weiss nur, dass sie in der Tumorbiologie staionär interniert war. Sie hatte sich immer geweigert, zu einem Arzt zu gehen. Ich weiss nicht einmal, ob sie eine Krankenversicherung hatte. Sie hatte ja nie Geld.“

„Ich weiss, das war ihr Problem.“

„Als sie dann immer mehr abbaute, hat eine andere Nachbarin ihr einen guten Arzt besorgt, zu dem sie Vertrauen hatte. Der einzige, zu dem sie Vertrauen hatte. Er kam immer mit dem Fahrrad hierher gefahren. Er fährt in der ganzen Stadt mit dem Fahrrad zu seinen Patienten. Er ist rührend. Er hat sie bis zu Ende betreut. Ich kann Ihnen seine Telefonnummer geben. Er hat noch den Schlüssel zur Wohnung.“

„Das trifft sich ja gut. Ich hatte nämlich ein paar Sachen bei ihr gelassen. Wäre schön, wenn ich die an mich nehmen könnte.“

„Es war noch jemand sehr eng mit ihr befreundet, der auch schon hier gewohnt hat. Er lebt wohl ähnlich sie Sie. Er ist nirgends fest. Im Sommer schläft er draußen in der Natur. Er konnte hier nicht gut schlafen. Deshalb hat er sich dann etwas anderes gesucht.“

„Wäre schön, wenn ich mich mit ihm unterhalten könnte. Ich glaube, vielleicht habe ich ihn bei ihr schon einmal gesehen. Ich erinnere mich nämlich, dass irgendwann mal ein Mann in meinem Alter bei ihr war, als ich zu ihr kam.“

Sie gab mir beide Telefonnummern und am nächsten Tag rief ich beide an, um mich mit ihnen zu verabreden.

Der Arzt kam, als er Zeit hatte vorbei und wir schauten uns gemeinsam in der Wohnung um. Ich öffnete den Kühlschrank, der irgendwann vor längerer Zeit ausgeschaltet worden war und aus dem mir ein ekliger Geruch verdorbener Lebensmittel entgegen strömte. Ich entsorgte alles in einem großen Müllbeutel.

„Es waren zwar schon Mal Leute da, aber keiner hat daran gedacht, den Kühlschrank auszuräumen“, ließ mich der liebe Arzt wissen.

„Kein Problem. Ich mache grundsätzlich die Dinge, die sonst keiner macht oder die keiner machen will. Das ist ganz normal.“

Dann gossen wir noch die Blumen und er suchte sich Bücher heraus, die ihm gefielen, während ich umsonst nach eine blauen Tasche suchte, die ich mal bei ihr gelassen hatte. Sie war jedoch unauffindbar.

„Die Leute haben schon einiges mitgenommen, vor allem Bücher. Einer hat die ganzen anthroposophischen Bücher mitgenommen“, klärte er mich auf. „Wir treffen uns alle nochmal, die mit ihr bekannt oder befreundet waren am Ende des Monats. Wir gehen zusammen auf den Friedhof und dann in einem Lokal in der Nähe was trinken. Da können Sie ja auch hinkommen.“

„Wenn ich noch da bin“.

Ursprünglich hatte ich nicht vor, länger hier in der Stadt zu bleiben.

„Sie hatte eine Baumbestattung, was man ja nicht Grab nennt. Es ist ganz in der Nähe des hinteren Ausgangs am Hauptfriedhof, der nicht weit entfernt von hier ist. Das finden Sie schon.“

Nach einer gewissen Zeit hielt ich es nicht mehr in der Wohnung aus. Ich erinnerte mich daran, dass ich das letzte Mal, als ich bei ihr war, unglaublich starke Kopfschmerzen bekommen hatte und deshalb auch vorzeitig gehen musste. Und jetzt erfuhr ich, dass sie einen Gehirntumor hatte, aber mit niemandem darüber reden wollte.

„Sie hat sich lange geweigert, zu einem Arzt zu gehen und als sie zu mir kam, war es zu spät. Ich hatte sie in die Klinik eingewiesen, um sie untersuchen zu lassen, aber da waren schon Metastasen im ganzen Körper und die Ärzte wollten und konnten nichts mehr tun. Ich bin jeden Tag zu ihr gefahren. Sie konnte nichts mehr Essen und nichts mehr Trinken. Ich habe gesehen, dass sie Durst hatte und habe zu den Ärzten gesagt:

‚Geben sie ihr Wasser. Sie hat Durst‘.

Den vorletzten Tag haben sie ihr noch Wasser gegeben, aber am nächsten Tag kam ich wieder und sie hatte wieder Durst. Ich gab den Ärzten wieder Bescheid.

Da sagte der Arzt zu mir:

‚Wenn die Seele gehen will, dann muss man sie lassen.‘

Ich weiß aber, sie wollte nicht sterben. Sie hatte Hoffnung bis zum Schluss. Noch am letzten Tag. Sie glaubte nicht daran, dass sie sterben muss. Und dann haben sie ihr kein Wasser mehr gegeben – im Grunde ist sie verdurstet.“

Seine Erzählung machte mich betroffen. Im Krankenhaus verdurstet. Erst kürzlich las ich im Internet, dass es heute Usus ist, in Krankenhäusern unheilbare, dem Tod geweihte Patienten verdursten zu lassen. Aber ohne fremde Hilfe wäre sie eh gestorben, von daher. Besser als Todkranke noch ewig lange künstlich am Leben zu erhalten, finde ich, aber das sind alles Gewissensfragen…

Was in den letzten Monaten so passiert ist…

Es wird Zeit Bericht zu erstatten, was die letzten Monate passiert ist, die eigentlich unglaublich schnell vergangen sind. Ich war letzten Sommer dann längere Zeit am Meer, an dem Ort, an dem ich mal einen Winter mit meinem Wagen verbracht hatte und von daher noch Leute kannte, die ich erst mal besuchte.

Das eine war eine Holländerin mit ihrem Freund, die seit 35 Jahren hier wohnte. Da ihre Tochter, die sie 23 Jahre nicht gesehen hatte mit ihren zwei Söhnen im Alter von neun und dreizehn Jahren jetzt bei ihr im Wohnzimmer wohnte, weil sie ihr Gästehaus den Sommer über vermietet hatte, schlief ich im Pavillon auf der Terrasse. Das war eigentlich sehr gemütlich.

Pascale kam dann vorbei und wir lernten, als wir in eine Galerie gingen, eine total nette Künstlerin kennen, die uns einlud, bei ihr zu bleiben. So hatten wir eine wunderschöne Zeit. Ausserdem hatte ich einen Heiler ausfindig gemacht, der einen Bioladen unterhielt und der Pascale eine Reihe von Tipps geben konnte wie sie ihre Fybromyalgie in den Griff bekommen könnte. Er packte gleich ein ganzes Papier aus, auf dem auch die Ursachen der Erkrankung und mögliche Heilmethoden vorgestellt wurden. Pascale fuhr nach einer Woche wieder, da sie Sachen zu Hause zu erledigen hatte, während ich noch eine weitere Woche bei der Künstlerin weilte.

Pascale kam dann noch mal wieder für eine Woche, aber diesmal konnte uns die Künstlerin nicht beherbergen, weil ihre drei süssen Kinder zu Hause und nicht wie vorher bei ihrem Vater waren, so dass wir auf einem schönen Parkplatz im Auto nächtigten, auf dem ich auch damals mit meinem Campingbus gewesen war. Wir lernten einen Franzosen kennen, der gerade unterwegs war und uns fortan begleitete, was ganz gut war, denn es hatte diesmal seltsamerweise unüberwindliche Konflikte zwischen mir und Pascale gegeben, die durch seine Präsenz entschärft wurden. Das war für mich auch wieder so ein Zeichen, dass die Existenz doch immer wieder für einen sorgt und für das, was man braucht.

Dann kam ein englischer Freund, der früher hier auf einem Boot wohnte. Er hatte sich inzwischen ein Grundstück in Italien gekauft und dort ein Haus aus Lehm und Stroh gebaut mit Fenstern und Türen, die er irgendwo aufgelesen hatte. Er zeigte mir Bilder von dem Grundstück in den Bergen und dem total schön runden Haus.

„Das ganze Haus hat mich gerade mal tausendzweihundert Euro gekostet. Das Grundstück ist ein Olivenhain. Und der ganze Platz soll offen sein für alle möglichen Leute.“

Wenn also eine(r) meiner werten LeserInnen mal zu ihm fahren will, gebe ich gerne seine Kontaktdaten weiter…

Er war mit seiner jetzigen Freundin – ebenfalls eine Engländerin – angereist, mit der ich mich blendend verstand und lud mich ein, zu ihm nach Italien zu kommen.

„Du kannst dort auch den Winter verbringen. Ich fahre im Dezember nach England und komme im Januar hierher. Du kannst aber auch hier auf dem Boot wohnen, wenn du willst.“

Seine Freundin erzählte mir beiläufig, als er gerade unterwegs war:

„Im November kommen vier seiner Ex-Freundinnen zu Besuch.“

„Eine wahre Herausforderung. Ich glaube nicht, dass ich das aushalten würde. Da würde ich lieber die Flatter machen für die Zeit lang.“

Er war rührend, denn er besorgte mir – bevor sie wieder abfuhren – sogar einen Petroleumofen auf dem Flohmarkt, damit ich nicht frieren würde, wenn es kälter wird. Den Holzofen hatte er nämlich abmontiert, da die Besitzer des grösseren Bootes, das er benutzen durfte vorbeikommen wollten und er wusste nicht, ob sie mit dem Holzofen einverstanden wären. Sein eigenes winziges Boot lag nebenan. Mit dem war er damals aus England herübergeschippert und dann hier hängen geblieben.

So blieb ich fortan die meiste Zeit im Boot, sogar noch als der Fluss durch anhaltenden heftigen Regen um zwei Meter dreissig innerhalb einiger Stunden anschwoll und ich kaum noch ins Boot gehen konnte, weil der Steg statt waagerecht senkrecht das Boot hinabhing. Als es allerdings zum zweiten Mal aufgrund heftiger Regenfälle zu einem enormen Anstieg des Flusses kam und ich in meiner Vermessenheit noch meinte, da wäre ich ja auf dem Boot am sichersten, fiel ich bei dem Versuch aufs Boot zu gelangen, bis zu den Hüften ins Wasser und hatte meine liebe Mühe wieder aus dem Fluss herauszukommen und meinen kleinen Rucksack vor dem Wasser zu retten. Das Ding war, dass die Erde am Flussufer abgebrochen und weggeschwemmt worden war, so dass ich plötzlich statt Boden nur Wasser unter meinen Füssen hatte. Zum Glück gab es einen Baum, an dem ich mich abstützen konnte, um mich aus dem Wasser herauszuhieven, sonst hätte ich wirklich um Hilfe rufen müssen.

Und das alles, wo gerade eine Woche vorher ein Mann hundert Meter weiter auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses ertrunken war! Und das war nur einer der elf Menschen, die bei diesem Unwetter eine Woche zuvor in der Region das Leben gelassen hatten.

Ich jedenfalls fuhr dann glatschnass und vollkommen verdreckt mit dem Fahrrad zu meiner holländischen Freundin, wo ich mich erst mal duschen durfte und trockene Kleidung geliehen bekam. Essen und Schlafen durfte ich bei ihnen natürlich auch.

Dann erzählte mir mein Bootsnachbar zur Linken, ein Deutschitaliener, dass ihm seine Batterie in der letzten Woche von seinem Boot geklaut worden war und dass er bald woandershin fahren würde, um zu überwintern. Und mein Bootsnachbar zur Rechten, ein Belgier wollte in der nächsten Woche sein Boot verkaufen und nach Belgien zurückgehen, wo seine Freundin auf ihn wartete.

Unter diesen Umständen hatte ich wenig Lust dazubleiben, denn es war im Dunkeln hier in der Natur und ausserhalb der Stadt doch etwas unheimlich. Überhaupt hatte ich eigentlich die ganze Zeit schon nach Deutschland reisen wollen, wie ich das gerne tat bevor es kalt wurde, aber irgendwie klappte das dieses Jahr nicht so recht. Erst am 4. Oktober, am gleichen Tag wie vor zwei Jahren war es endlich soweit. Ich fuhr gerade zum Obst- und Gemüsestand vor, als ich einen Wagen mit Schweizer Kennzeichen dort stehen sah, von dem ich den Fahrer sogar kannte. Er war der Nachbar meiner holländischen Freundin und sie waren gerade dabei, in die Schweiz zurückzufahren. Sie nahmen mich kurzerhand mit und ich war glücklich darüber, denn auf diese Art und Weise kam ich tatsächlich mit nur zwei Autos, Ihrem und einem anderen, mit dem ich von einer Raststätte aus weitertrampte, nach Deutschland!

Reparieren statt Wegwerfen – Repaircafés

Eine neue Bewegung geht um die Welt: Repair Cafés. Hiermit kann der geplanten Obszoleszens entgegengewirkt werden, bei der extra Schwachstellen in Geräte eingebaut werden, an denen sie nach gewisser Zeit kaputtgehen. Der Konsum kann dadurch eingeschränkt und Müll verhindert werden. Denn: wo ein Repair Café angeboten wird, kann jeder mit seinen kaputten Geräten hingehen und bekommt sie von den freiwilligen HelferInnen repariert – soweit es geht.
Die Idee der Repair Cafés Kommt aus den Niederlanden, wo das erste Repair Café im Oktober 2009 in Amsterdam stattfand. Es gibt sogar eine Stiftung mit Namen „Stichting Repair Café“, die lokale Initiativen bei der Einrichtung eines eigenen Reparaturcafés auch mit Logos und Eintrag in das Ortsverzeichnis auf der zentralen Website unterstützt.
Es gibt dort ein zentrales Verzeichnis, das hilft, Repair-Café-Veranstaltungen vor Ort zu finden. Das Konzept hat sich schon in 15 Ländern verbreitet, alleine in Deutschland findet man mitlerweile in 130 Städten Repair Cafés. Auch die deutsche Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis unterstützt, berät und vernetzt Reparatur-Initiativen und arbeitet mit Akteuren und Initiativen freier Assoziation und Namensgebung zusammen, die zu einer commons-basierten Kultur der Nachhaltigkeit und des gemeinschaftlichen Selbermachens beitragen wollen.
Heutzutage werden ständig neue Waren produziert, die schnell kaputt gehen und (zumindest ohne Fachwissen) schwer zu reparieren sind. Sie landen normalerweise im Müll und werden neu gekauft. Das beschert uns riesige Mengen an Müll.  Vor allem der Elektroschrott ist für Umwelt und Gesundheit äußerst bedenklich. Die kurze Lebensdauer vieler Industriegegenstände führt damit zu steigendem Rohstoffverbrauch und wachsender Umweltbelastung.
Repair Cafés bieten einen genialen Lösungsansatz: Reparieren statt wegwerfen. Mithilfe von ehrenamtlichen Reparatur-Profis befähigen die Veranstaltungen die Menschen dazu, wieder selbst zu reparieren. Und geben zudem einen Impuls für einen bewussten Umgang mit Konsumgütern. Ein Video zum Thema Repaircafés gibt auch.
In der lokalen Presse wie auch in kostenlosen Wochenzeitungen findet man oft die Hinweise auf ein anstehendes Repaircafé. Wer sich auskennt mit Reparieren kann sich auch selbst zum Mithelfen melden… Insgesamt ein klasse Sache!

Suspended Coffee – Aufgeschobener Kaffee

Eine Idee, von der ich erst vor Kurzem gehört habe, die mir aber unglaublich gut gefällt, ist die mit dem suspended coffee, was zu deutsch weniger schön aufgeschobener Kaffee genannt wird. Ich hatte natürlich erstmal keine Ahnung, was das heisst und machte mich schlau. Es gibt bestimmte Cafés, in denen man, wenn man einen Kaffee trinkt einen zweiten mitbezahlt für jemanden, der ihn sonst nicht trinken würde, weil er nicht genug Geld dazu hat. Ich finde die Idee, die ursprünglich aus Neapel stammt, wo dies schon seit dem Zweiten Weltkrieg praktiziert wird super, denn auch ich bin jemand, die sich (fast) nie in ein Café setzt, außer es läd mich jemand dazu ein. Und das wäre eine Gelegenheit, auch mal ohne direkte Einladung in den Genuss zu kommen.

Die Idee kam auf, weil sich damals viele Neapolitaner keinen Kaffee mehr leisten konnten und da sie meinten, Kaffee trinken sei ein Grundrecht, zahlten reichere Neapolitaner für einen anderen einen Kaffee mit. Wenn man also einen aufgeschobenen Kaffee bestellt, dann bezahlt man zwei: einen für sich und einen für einen bedürftigen Menschen, der sich normal keinen Kaffee leisten würde. Das ist  ein wahrer Akt des Teilens, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen, einfach aus reiner Menschenliebe heraus. Ein Mensch, der sich normal keine Kaffee leisten würde geht dann einfach in das an das System angeschlossene Café und bekommt dann kostenlos diesen Kaffee zu trinken.

Auf der deutschen Website www.suspendedcoffee.de kann sich jeder über die angeschlossenen Cafés oder Restaurants informieren, die auf einer Liste zusammengestellt sind. Im Moment sind es noch nicht allzu viele, aber Saskia Rüdiger, die sich in Deutschland für die Verbreitung von suspended coffee einsetzt, freut sich über jeden, der die Idee verbreitet. Weshalb ich hier auch drüber schreibe. Denn auch ich würde mich super freuen, mal in solch einem Café einen Kaffee trinken zu können…

Glücklich ohne Geld!

Also, ich möchte Euch gerne das Buch „Glücklich ohne Geld! Wie ich ohne einen Cent besser und ökologischer lebe“ von Raphael Fellmer vorstellen.
Erstmal dazu wie das Buch zu mir kam: Ich habe es kurz nach meiner Ankunft in Deutschland in einem Umsonstladen gefunden und – da es ja mein Thema ist, – gleich an mich genommen. Es ist vom Inhalt her ein superinteressantes Buch, aber ich habe dennoch trotz meines grossen Interesses mehrere Wochen gebraucht, um es gänzlich durchzulesen, was daran liegt, dass ich nicht sehr viel Zeit hatte, ich wirklich jedes Wort lesen wollte und es vom Stoff her schon sehr intensiv ist. Denn Raphael schildert nicht nur seinen Werdegang vom Waldorfschüler zum jahrelangen Konsumverweigerer, sondern er flicht auch geschickt die ganzen Ungeheuerlichkeiten und Misstände des herrschenden Systems in sein Werk ein und belegt sie mit unzähligen Quellen im Anhang.
So erfahren wir von seinen Träumen, die sich im Laufe der Zeit nach und nach realisiert haben: den Traum, im Ausland zu leben und zu reisen, eine Familie zu gründen und geldfrei zu leben. So ergab sich nach der Schule ein Zivildienst in Mexiko, Reisen in Europa und Asien, ein Studium in Den Haag und ein Praktikum in Italien. Es war dann die Einladung zu zwei Hochzeiten in Mexiko, die Raphael dazu brachte, mit zwei Freunden zusammen am 19. Januar 2010 eine Reise über den Atlantik ohne Geld anzutreten. Und sie sollte nicht nur gelingen, sondern auch das Debut sein für sein weiteres Leben ohne Geld, das er jetzt noch weiterführt – mit der kleinen Einschränkung, dass er sich Fahrten zu seinen Auftritten mittlerweile bezahlen lässt, was anfangs nicht der Fall war. Da ist er noch überall hin getrampt.
Was sein Buch so wertvoll macht, sind die vielen Hintergrundinformationen zu Fakten des Weltwirtschaftssystems und einzelner Segmente, die zwar einem aufgeklärten und bewussten Menschen oft bekannt sind, die wir jedoch selten in einer solchen Zusammenstellung finden. Und das ist Raphaels Verdienst, für den wir ihm nur danken können.
Dass er zum Beispiel den Wahnsinn des Fleischkonsums in allen Einzelheiten beschreibt. Er macht darauf aufmerksam, dass die Tierhaltung nicht unerheblich zur Entstehung von Treibhausgasen beiträgt und weist auf den exorbitanten Wasserverbrauch von bis zu 15 000 Litern Wasser pro Kilogramm erzeugtem Fleisch hin. Auch die dauerhafte Vernichtung von Regenwäldern durch Weideflächen und Futtermittelanbau und den damit verbundenen Hunger eines Teils der Weltbevölkerung macht er zum Thema. Er weist insgesamt auf die fatalen Folgen der Wachstumsgesellschaft hin, die die Natur an allen Ecken und Enden zerstört, spricht die umweltschädlichen Folgen des Plastikverbrauchs an, die geplante Obszoleszens als auch den ökologischen Fussabdruck jedes einzelnen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Am Ende erfahren wir wie die Internetplattformen Foodsharing und lebensmittelretten.de entstanden, um die Anzahl der weggeworfenen Lebensmittel zu verringern, denn weltweit landen 50 Prozent der produzierten Lebensmittel im Müll. An der Internetplattform foodsharing sind inzwischen 10 000 Mitglieder angeschlossen. LebenmittelretterInnen gibt es inzwischen auch schon an die tausend, die in ganz Deutschland die zum Wegwerfen bestimmten Lebensmittel bei Supermärkten, Bäckerein oder auch Restaurants abholen und an dafür vorgesehenen Verteilstellen abliefern. An vielen Orten in ganz Deutschland gibt es mittlerweile solche Verteilstellen wie ich bei meinem diesjährigen Besuch beglückt festgestellt habe.
Das Buch ist letztes Jahr im Redline Verlag in München erschienen und gibt es zum einen kostenlos im Internet auf der Seite raphaelfellmer.de, kostenlos in Buchform an einer der Verteilstellen, die auf der Seite www.gluecklich-ohne-geld.de zu finden sind, – wenn die Seite abrufbar ist, was bei mir gerade nicht der Fall war – oder für 14 Euro 99 im Buchhandel. Auch die nächsten Veranstaltungstermine mit dem Autor selbst sind auf seiner Internetseite zu finden.
Was mir überhaupt so einfiel, wenn sein Buch vor meiner Nase lag, mit meinem Hintergrund, selbst ein Jahr lang ganz ohne Geld gelebt zu haben: für mich könnte der Titel auch „glücklicher ohne Geld“ heissen, denn das ist für mich immer noch die wirklich absolute Wahrheit! Nichts kommt an ein Leben ohne Geld heran, auch wenn es sehr beschwerlich und bisweilen unbequem ist. Auf der Glücklichkeitsskala steht ein Leben ohne Geld jeder anderen mir bekannten Form (mit viel Geld, mit wenig Geld) immer noch am höchsten!

 

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